Manchmal stellt sich mir die Frage, wie bestimmte Dinge in der Welt wohl entstanden sind, beziehungsweise, wie ihre Entstehungs- oder Entdeckungsgeschichte wohl ausgesehen haben mag.
Zum Beispiel sind viele unserer Nahrungsmittel derart komplex, dass sie wohl kaum durch Zufall entstanden sein können. Ein klassisches Beispiel ist die Mayonnaise: Das Verfahren zur Herstellung dieser „kalten Sauce“ ist zwar nicht sehr, aber doch so komplex, dass sie nicht durch „…hups, nun habe ich das Öl in die Eier gegossen…“ erfunden worden sein kann – oder vielleicht doch?
Die Geschichte der Mayonnaise begann – vielleicht – auf der Insel Menorca, im 18. Jahrhundert
Herausfinden lässt sich, dass man die Mayonnaise wahrscheinlich
[…] zu Ehren des Eroberers [Herzog von Richelieu] anlässlich eines Festes die […] kreiert worden sein [soll]. Zumindest beanspruchen die Bewohner Menorcas die Erfindung der „Mahonesa“ für sich. Eine andere Variante lautet, dass die Mahonnese während der Belagerung aus der Not heraus entstanden ist. (Wikipediea; sub voce:„Mayonnaise“; am 12.11.2006 um 14.41 Uhr; URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Majon%C3%A4se)
Ich muss zugeben, dass mir die Geschichte, die Soße sei zu Ehren des Herzogs von Richelieu kreiert worden, nicht gefällt.
Wahrscheinlicher oder zumindest hübscher ist, dass ein Mönch (oder besser ein Einsiedler) auf Menorca unter seinem Olivenbaum saß und sich seine tägliche Portion Eier, gebraten in Olivenöl, zubereiten wollte.
Voller Trübsinn über sein langweiliges Einsiedlerdasein, schlug er zwei Eier in seine Pfanne. Zu spät bemerkte er, dass er vergessen hatte, vorher das Öl in die Pfanne zu geben. Da er (er war nun einmal ein armer Einsiedler) nur ein Gefäß besaß, versucht er es nachträglich in die Pfanne zu tun.
Da das Öl aber nicht obenauf, sondern unter dem Ei seinen Zweck erfüllen sollte, begann er es (wie gesagt, voller Trübsinn und zusätzlich noch in Gedanken versunken) langsam in die Pfanne zu gießen und es eben so langsam unterzurühren. Als sich rührend das Öl in die Pfanne ergoss, musste des Einsiedlers Erstaunen groß gewesen sein, denn das Öl ließ sich nicht unterheben, sondern es veränderte sowohl seine Farbe als auch seine Konsistenz. Der Inhalt seiner Pfanne war nun weiß und cremig.
Braten ließ sich das Ganze allerdings nicht mehr, aber zum Wegkippen war es auch zu schade, denn er war arm und musste essen was er hatte. Also wurde die Not zur Tugend erklärt und aus den rohen Eiern mit Öl eine Sauce.
Es wurden anderen Eier gebratenen (mein Einsiedler hatte glücklicherweise noch eine zwei Eier in Reserve und fand, oh Wunder, dann doch noch ein weiteres Gefäß in seiner unaufgeräumten Junggesellenküche) und mit der Sauce bestrichen.
Meine Lebensgefährtin lehnt jedoch vehement Spiegelei mit Mayonnaise ab „…dass ist ja ekelig…“ und schlägt in ihrer Version vor:
„…er röstet sich ein Brot und tunkt es in die Sauce.“
Das „weitere Gefäß“ in der „Junggesellenküche“ hält sie übrigens für „… an den Haaren herbeigezogen…“
Mein alternatives Ende und Kompromiss:
Also schlachtete er seinen „Eierlieferanten“, briet das Huhn kräftig durch, tunkte es in die Mayonnaise und fand das Ganze sehr lecker.
In Ermangelung weiterer Lebensmittel (wer will sich schon ausschließlich von Oliven ernähren – das Huhn hatte ja das Zeitliche gesegnet) ging er in die weite Welt hinaus, wurde Koch, kam zum Hofe und überraschte alle Untertanen und seinen neuen Herzog mit einer pfiffigen Saucenkreation aus rohem Ei und Öl und wurde dessenthalben reich und berühmt!
So wurde, meiner Meinung nach, die Mayonnaise erfunden.
Diese Erklärung – inklusive des Happyends im Rahmen des Kompromisses – gefällt mir sehr gut! Ich bezweifle zwar, dass es tatsächlich so ablief, doch was soll’s: Die Geschichte ist so einfach schöner.
…und da ich nun noch meinen Senf dazugeben habe, wird die Mayonnaise auch gleich noch etwas schmackhafter. 😉
Hi Dirk
Schöne Geschichte …. ob sie einer tiefgehenden Untersuchung standhalten würde bezweifle ich zwar, aber schön ist sie auf jeden Fall
Gruß
Christian