Weil ich in meinem letzten Beitrag für mein Gefühl zu wenig auf die Technik einging und in meinem Kopf zu viele Gedankenschnipsel zurückgeblieben waren, will ich an dieser Stelle meinen Erfahrungen noch etwas nachtragen. Wer will schon mit Gedankenschnipseln im Kopf herumlaufen? Das macht nur wuschig im Oberstübchen…
Ich beziehe mich dabei auf folgende Hardware:
- Body Panasonic Lumix GH2
- Objektiv Panasonic/LEICA DG Macro-Elmarit 45 mm F2.8
- Body Panasonic Lumix GH3
- Objektiv Panasonic Lumix G X Vario 12-35mm F 2,8
Zum Schluss gehe ich kurz auf die Folgenden ein:
- Body Panasonic Lumix GF3
- Objektiv Panasonic Lumix G X Vario PZ 14-42 mm F
Video
Dazu kann ich ganz kurz anführen: Man kann mit allen drei Kameras filmen. Für mein laienhaftes Auge sind die Filme aller Kameras von hoher Qualität. Anscheinend sollen sich die Videos der der GHs auf sehr hohem Niveau bewegen.
Ich nehme diese Funktion gerne mit und freue mich darüber. Ich habe auch einige Filme gedreht. Die Funktion gefällt mir – aber ich stamme eindeutig nicht aus der Videofraktion und mein Essen wird auch nicht gefilmt…
Grundsätzliches
Die GH2 und die GH3 sind Systemkameras, welche meines Erachtens die ersten halbwegs adäquate Alternativen zu einer Spiegelreflex (DSLR) darstellen (es mag natürlich sein, dass es Entsprechungen von Olympus gibt, aber mit Olympus kenne ich mich nicht aus). Dies gilt sowohl bezogen auf die Form, als auch auf die Handhabung und auf die Bildqualität.
Wenn ich sie einordnen müsste, würde ich die GH2 etwa in der unteren Kategorie, der Einsteiger-DSLRs – Canon EOS 450D bis 550D (von Nikon habe ich leider genau so wenig Ahnung wie von Olympus, aus diesem Grunde dazu keine Angaben).
Die GH3 würde ich schon dem mittleren Segment zuordnen – also der EOS 50D aber auch der 7D kann die GH3 wohl Konkurrenz machen. Preislich kann sie hier leider auch locker mithalten…
Wie bei den meisten Spiegelreflexkameras, sind die reinen Automatikmodi nur begrenzt zu empfehlen. Hier haben die Entwickler offensichtlich nicht viel Zeit verschwendet. Mit „Automatikmodus“ meine ich nicht die Einstellung zur (S) Blenden- und/oder (A) Belichtungsautomatik, bzw. „P“ für beides, sondern die Modi, die einem das Denken komplett abnehmen sollen. Bei Panasonic heißen die „iA“, „SCN“ und „Kreativer Steuermodus“. Sie sind also ebenso wenig etwas für Personen, die einfach nur knipsen wollen.
Zusammen mit dem richtigen Objektiv stellen Panasonics Systemkameras eine Kombination dar, mit der man schon enorm gute Fotos schießen kann. Zudem kann man von einem sinkenden Preis des Bodys GH2 ausgehen, da die Nachfolgerin GH3 nun auf dem Markt ist und den Preis der anderen drücken sollte.
Live View und Fokussiergeschwindigkeit
Systembedingt funktioniert das Fokussieren per „Live View“ genauso schnell wie wenn man dasselbe durch den Sucher tut. Die GH2 und die GH3 sind in 0,2 Sekunden fotografierbereit, das ist, nebenbei bemerkt, die Geschwindigkeit einer Vollformatkamera. („Live View“ meint das Bedienen und Fokussieren per Display, wie bei einer einfachen digitalen Taschenkamera).
Dies ist etwas, das bisher noch bei keiner Spiegelreflex befriedigend gelöst wurde. Bei diesen pumpt das Objektiv bei einer Live View Fokussierung enorm lange hin und her, bis es endlich den zu fokussierenden Punkt scharf gestellt hat. Selbst die hierfür aufbereitete Canon 650D benötigt laut Tests sage und schreibe 1,5 Sekunden, um zu fokussieren…
Gerade bei der Fotografie in der Küche haben Systemkameras m. E. dadurch einen enormen Vorteil, da das Fotografieren hier doch eher aus der Hüfte heraus und mit einer Hand geschieht. Vor allem, wenn man, wie ich es gerne mache, den Kochprozess fotografisch mit festhalten möchte.
Display
Besonders hervorgehoben sei hier noch das Display der GHs, welches sich bei beiden Kameras in alle nur erdenklichen Richtungen drehen lässt. Dies ist sehr hilfreich und zwar nicht nur beim Fotografieren von Essen.
Hinzu kommt bei allen drei Kameras die Möglichkeit, mit dem Finger und eine Touch auf das Display, den Fokuspunkt festzulegen. Gerade beim Komponieren von Foodbildern ist das immer wieder hilfreich. Im Gegensatz zu einer Spiegelreflex hat man hier keine Beschränkung, die Punkte können völlig frei gewählt werden.
Das gleiche gilt beim Blick durch den Sucher der GHs. Auch hier kann man den Fokuspunkt frei über das gesamte Blickfeld setzen.
Einschränkend sei allerdings gesagt, dass es schneller geht, wenn man nur eine Hand voll Punkte zum Festlegen hat, über die man mit einfach mit dem Drehrad navigiert. Wie es bei den gängigen Spiegelreflexkameras üblich ist. Beim Fotografieren von Essen ist dies kein Vorteil, wenn man schnell auf sich bewegende Objekte reagieren will schon.
Man kann bei die GHs so einstellen, dass beim Drücken auf das Display sofort fokussiert und fotografiert wird. Dies geht natürlich enorm schnell. Allerdings funktioniert das natürlich nur per Display. Wenn ich schnell bewegliche Dinge fotografieren möchte, schaue ich, wegen der Stabilität der Kamera, aber immer durch den Sucher…
Abbildung, Schärfentiefe und Crop-Faktor 2,0
Der MFT Sensor hat einen Crop-Faktor von 2,0 (eine Canon 650D und 7D von 1,6). Was das bedeutet, versuche ich nachfolgend zu erklären.
Der Crop-Faktor ist ein Maß für eine sogenannten Brennweitenverlängerung. Der letzte Begriff stimmt nicht ganz, weil es eigentlich „Bildausschnittfaktor“ heißen sollte:
Ausgegangen wird von einem Vollformatsensor wie z.B. bei einer Canon 5 d Mark II.. Kleinere Sensoren beschneiden das vom Objektiv projizierte Bild einfach durch die kleinere Fläche auf die diese Projektion fällt.
Dieser Beschnitt wird mit dem sogenannten Crop-Faktor angegeben. Eine MFT Kamera hat eine Faktor von 2,0 d. h. das Bild wirkt wie doppelt so nah herangezoomt. Bei einem Objektiv mit einer 45mm Brennweite wirkt das, als hätte man ein Objektiv mit 90mm Brennweite genutzt.
Zwar kann man leicht zu dem Schluss kommen, dass die Qualität der Fotos durch die kleineren Sensoren abnehmen müsse, weil diese weniger Bildpunkte enthalten, aber die Realität zeigt, dass anscheinend den Herstellern sehr daran gelegen ist, das Ihre „beschnittenen“ Kameras herausragende Fotos produzieren. So wurde offensichtlich viel Zeit und Know-how in die Entwicklung dieser Hard- und Software gesteckt. Die Bildqualität (mit den entsprechenden Objektiven) steht nominell teureren Kameras mit größeren Sensoren um nichts nach.
Durch dieses Ausschneiden haben Kameras mit einem kleineren Sensor auch eine größere Schärfentiefe. Das bedeutet nichts weiter, als das der scharfe Bereich im Foto größer ist, als wenn man den selben Ausschnitt mit einer Kamera mit einem größeren Sensor und derselben Blende aufgenommen hätte. Das ich diesen Effekt in der Kochfotografie durchaus seine Vorzüge beimesse, habe ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben.
Zumindest bei den lichtstarken Objektiven sehe ich eher die Vorzüge, gepaart mit den dennoch vorhandenen Möglichkeiten mit der Unschärfe gestalterisch zu spielen.
Die Qualität der Darstellung hängt natürlich auch bei den Systemkameras von der Qualität der Objektive ab. Hier gibt es zugegeben noch nicht die riesige Auswahl wie bei den Spielgereflexschwestern. Ich gehe aber davon aus, das da noch viele hinzu kommen werden.
Zudem muss man bedenken, dass es bisher für keine andere Kamera ein Objektiv mit einem Blendwert von f0,95 gibt. (ein Blendwert der eigentlich nicht möglich ist, denn ein Blendwert f1 bedeutet, dass 100% vom Licht, das in das Objektiv herein fällt an dem Sensor ankommt. Bei f0,95 sind es dann 105%… also ein Perpetuum mobile.)
Natürlich, dieser Blendwert ist eine rein mathematische Kennzeichnung. Dennoch muss man sich keine Gedanken über zu große Tiefenschärfe machen, wenn solche Werte möglich sind.
Ich bin mir sicher, dass der Markt für dieses Segment gerade erst begonnen hat zu expandieren.
Langzeitbelichtungen
Langzeitbelichtungen kommen bei der Küchenfotografie eher selten vor. Da ich sie aber durchaus mag und mir schon ein paar Nächte um die Ohren gehauen habe, will ich das Thema kurz anschneiden.
Bei Langzeitbelichtungen benötigt die GH2 noch einmal genau so lange wie die Belichtung dauerte, um das Foto zu verarbeiten. Das führt dazu, dass man keine langzeitbelichtungs-Serienaufnahmen machen kann. Das Warten von einer Minute nach einer ebenso langen Belichtung ist etwas, dass ich bei der GH2 schon wirklich als eine Zumutung empfand.
Bei der GH3 fallen diese Bearbeitungszeiten komplett weg. Das ich m. E. aber keine Innovation, sondern eine Selbstverständlichkeit.
Objektiv Panasonic Lumix G X Vario 12-35mm F 2,8
Diese Linse ist besser als jedes Objektiv, welches sich bisher in meinem Besitz befunden hat (ja, es ist auch teurer, als alles was sich bisher in meinem Besitz befand).
Mir war bis zum Erwerb dieses Objektivs nicht klar, was für einen Unterschied es macht, wenn man bei einem Zoomobjektiv über die gesamte Brennweiten eine Blende von f2,8 nutzen kann. (Übrigens bekommt man bei diesem Objektiv auch noch recht gute Ergebnisse bei dieser Blende). Das Fotografieren wird ungemein erleichtert. Wie oft verwackelte ich schon ein Foto, weil sich mit dem Heranzoomen den Blendwert höher gestellt und die Belichtungszeit verlängert hat. Das hat nun ein Ende :-).
Objektiv Panasonic/LEICA DG Macro-Elmarit 45 mm F2.8
Dieses Makro habe ich mir gekauft, weil es seinerzeit das einzige Objektiv war, das eine wirklich gute Abbildung versprach und weil ich das Makroobjektiv an meiner Canon vermisste.
Ich wurde von diesem nicht enttäuscht. Es zeichnet wirklich gute Bilder. Es ist auch immer mal wieder interessant, sich nur mit einer Festbrennweite ausgestattet ans Fotografieren zu machen. Man muss sich als Fotograf ganz anders verhalten, wenn man sich selber bewegen muss, um den Ausschnitt zu verändern.
Von der eigenartigen Brennweiten Beschränkungsmöglichkeit habe ich in meinem letzten Beitrag schon geschrieben.
Ansonsten handelt es sich hier um ein hervorragendes Objektiv auf kleinstem Raum.
Viel mehr gibt es nicht dazu zu sagen.
Systemkameras und Food-o-graphie
Für die Essens-/Kochfotografie seien hier besonders hervorgehoben:
Die Leichtigkeit und die Ausgewogenheit der GH2 mit dem 45 Makro, bei einer sehr guten Abbildungsleistung. Da die GH3 – was das Gewicht und die Größe angeht – einer Spiegelreflexkamera gleichkommt, gilt dieser Vorteil hier nicht. Ich mag dieses Mehr an Gewicht und Größe allerdings, weil es besser in meine Hände passt.
Panasonic Lumix GF3 mit dem Objektiv Panasonic Lumix G X Vario PZ 14-42 mm F
Zu meinem Body Panasonic Lumix GF3 mit dem Objektiv Panasonic Lumix G X Vario PZ 14-42 mm F habe ich schon an anderer Stelle viel geschrieben. Sie eignet sich sicher ebenfalls gut zur Fotografie in der Küche, auch wenn das Objektiv vielleicht zu wenig lichtstark ist, um schöne Schärfenverläufe zu produzieren. Meine ausführlicheren Beiträge dazu findet man an diesen Stellen:
- Panasonic DMC-GF3X Test I – die kleine Schönheit für die Tasche
- Panasonic GF3X Test II – die zweiten Eindrücke
- Panasonic GF3X Test III – Sonstiges
Auch wenn ich beide verkauft habe, bleibe ich weiterhin bei meiner positiven Bewertung dieser Kamera und dieses Objektivs.
Negativ kann man höchstens anmerken, dass die Bedienungsführungen der GF3 und der GHs sich sehr unterscheiden. Ich finde beide Konzepte nicht schlecht, aber wenn ich beide nacheinander bedienen will, stürze ich mich jedesmal in eine gewisse Verwirrung.
Das fehlende Klappdisplay könnte den Fotografen ebenfalls fehlen – aber, hier muss man sich wohl entscheiden zwischen extrem kleiner Systemkamera versus Klappdisplay.
Schön für Käufer (und schlecht für mich) ist, dass die GF3 mit dem X Vario PZ 14-42 mm derzeit enorm billig zu bekommen ist, weil Panasonic direkt die GF5 auf den Markt geworfen hat. Mit der GF3 bekommt man nach meiner Meinung eine wirklich gute Kamera zu einem echten Schnäppchenpreis.
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