Es ist kaum zu glauben, das Provinzstädtchen Rheine hat etwas zu bieten, dass die Provinzstadt Osnabrück nicht kann: Man kann in Rheine vegetarisch essen!
Damit meine ich nicht, dass man in irgendeinem Restaurant neben den „normalen“ (also fleischigen) Angeboten auch ein paar nette vegetarische Gerichte bietet. Nein, in Rheine gibt es ein echtes vegetarisches Restaurant.
Der geneigte Leser wird sich wundern und völlig zurecht einwenden, dass es schließlich weithin bekannt sei, dass ich dem Fleisch sehr zugeneigt wäre. Die Frage wird sich stellen, warum also gerade ich mich in ein vegetarisches Restaurant verirre und das auch noch für erwähnenswert halte.
Nun, die Antwort ist ganz einfach: warum sollte ich den lukullischen Genüssen aus dem Wege gehen, nur weil sie nicht mein ganzes Spektrum abdecken? Und, es ist sehr klug Spezialisten zu nutzen, wenn man welche an der Hand hat. Denn diese sind immer besser in ihrem Fach als alle anderen. Ich musste lernen, dass Vegetarier und Veganer sehr viel Energie und Kreativität darauf verwenden, fehlendes Fleisch auszugleichen. Somit ist es immer eine Freude mit Vegetariern zu essen, solange diese Interesse an gutem Essen haben.
Nun aber zu meinem Besuch bei Holtmann der vegetarischen Restauration in Rheine:
Was gab es in dem 1. vegetarischen Restaurant am Platz in Rheine?
Meine Vorspeise war eine „Engelswolke | Zitronenmozzarella mit Knusperbasilikum, warmer Mozzarella mit Zitrone und Olivenöl“ Zitat Speisekarte) das leider nicht ganz hielt, was es versprach, denn bei diesem Namen, erwartet man etwas Fluffiges also Wolkiges das verbunden mit knusprigem Basilikum (wie immer man das hinkriegen will) gebettet in Zitronensaft/Olivenöl. Das Gelieferte sah so aus:
Nicht falsch verstehen – der Mozzarella in Zitronensoße war wirklich lecker – aber dem Namen wird es meiner Meinung nach nicht gerecht. Es war ein schlichter (wirklich guter) Mozzarella mit Basilikum und Tomaten in einer milchigen Zitronensoße. Es kann sein, dass das Basilikum geröstet wurde, nur war es in keinster Weise knusprig. Geschmacklich war die Zitronensoße genau das, was ich erwartete, der Mozzarella besaß die Struktur und den Geschmack eines guten Mozzarellas. Die Tomaten hätten intensiver im Geschmack sein können – aber wenn man im Februar Tomaten will, darf man sich über so etwas nicht beschweren.
Für das Hauptgericht nahm ich mir vor, etwas zu probieren, was ich sonst nicht zubereiten würde: „Ein Knusprig paniertes Tofu-Schnitzel mit geschmorten Zwiebeln und Champignons, dazu Pommes und Salat“ (Zitat Speisekarte).
Ja, ich weiß, warum will man unbedingt ein Schnitzel essen, wenn man im vegetarischen Restaurant sitzt? Ich habe im Vorfeld tatsächlich ernsthaft darüber nachgedacht und kam zu dem Ergebnis, dass ich wohl an keinem anderen Ort als einem vegetarischen Restaurant ein gutes vegetarisches Schnitzel bekommen kann. Vor allem, wenn man bedenkt, wo es sich befindet:
Das Restaurant: befindet sich im Städtchen Rheine, einem Ort von dem mir wohl jeder glauben würde, wenn ich behauptete, es sei die Geburtsstadt des Grünkohl mit Pinkel, der Blutwurst und der Stippgrütze.
Ich gehe davon aus, das man, wenn man sich an einem solchen Ort vegetarisches etablieren möchte, nicht nur die ökologisch denkende, tierliebende Tochter denken darf, sondern auch ihren Vater, bei dem (erstens) ein zweites Schnitzel unter dem ersten nicht fehlen darf und der (zweitens) die Rechnung bezahlt.
Also ein Schnitzel (und ein zweites darunter):
Das Schnitzel war – ich muss es zugeben – sehr lecker. Nein, es ist nicht zu vergleichen mit einem echten paniertem Schnitzel – warum auch? Wenn ich das wollte, würde ich eben ein echtes essen.
Dieses hier war dünner als gewohnt (äußerlich erinnerte es ein bisschen an ein Formfleischschnitzel). Das Innere jedoch war leicht und fluffig, hinterließ ein angenehmes Gefühl auf der Zunge und einen guten Geschmack im Mund, die Kruste verhielt sich – und dass sollte sie auch – sehr kross.
Mit den geschmorten Zwiebeln hatte man sich zurückgehalten und das Verhältnis leicht zugunsten der Pilze verschoben. Das war kein Fehler, denn die Pilze waren so geschmacklich lediglich leicht umwoben von einem Hauch von gerösteten Zwiebeln – lecker.
Der Salat war zwar keine Offenbarung (das hätte mich aber bei einem Beilagen Salat auch sehr gewundert) aber sehr gut. Er war nicht nur „dabei“, sondern schmackhaft angerichtet und lag frisch und hübsch auf meinem Teller herum.
Die Pommes waren gut – nicht sehr gut (ich glaube auch nicht, dass sie selbst gemacht waren) – aber gut.
Insgesamt fein angerichtet waren alle Teller und freundlich und aufmerksam die Bedienung.
Unsere Freunde und meine Gourmandise waren ebenfalls glücklich und zufrieden mit ihren Speisen:
- Gruß aus der Küche: Brot und Knusperstangen mit Avokadodip und Obatzter
- Vorspeise: “Lecker von der Stange”
Staudensellerie in Blü-Cheese-Buttermilchcreme mit Käse überbacken - Hauptgericht: Röstis mit Linsen, Gemüse und Joghurt
Preislich bewegte sich alles am unteren Ende, des erwarteten Niveaus.
Wir kommen gerne wieder.