Der Marathon und ich

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Nun ist es soweit: Ich bin gemeldet, heute sind meine Startunterlagen angekommenes und es hat den Anschein, als würde ich tatsächlich antreten können. Kaum zu glauben!

Aber von Anfang an:
Im November 2013 schlug ein guter Freund mir vor, dass es doch wirklich nett wäre, mal einen Marathon gemeinsam zu bestreiten. Den in Hamburg beispielsweise…

Ungläubiges Kopfschütteln meinerseits. Und doch…
Immerhin, ich arbeitete seit geraumer Zeit daran, meine Strecken zu erweitern. Einen 30 Kilometerlauf war ich schon gelaufen – ganz langsam zwar, aber immerhin.Vielleicht könnte ich…
Ach nein, dieser Aufwand, diesen Training, dass man bis zu Ende durchziehen muss.

So oder so ähnlich gingen meine Gedanken – ich war nicht sofort Feuer und Flamme für ein solches Unterfangen, sondern es schwelte im Untergrund, wie wenn man ein Torfmoor entzündet.

Letztendlich ist es so: Wenn man Läuft und wenn man seine Strecken erweitert, dann kommt irgendwann der Punkt, an dem man sich fragt, ob man sich nicht darauf einlassen sollte, auf das Abenteuer Marathon. Denn nur wenn man sich dieses Ziel setzt, hat man genügend Gründe, um seine Kreise auf eben diese Strecke zu erweitern. Wenn man es nicht tut, dann bleibt man auf seinen kürzeren Strecken – der Gedanke, ob man es geschafft hätte, bleibt bestehen.

Warum, könnte der Außenstehende nun fragen. Warum sollte man das tun. Laufen gut, das ist gesund. Mal an einem Wettbewerb teilzunehmen – obwohl dem wir „Normalsterbliche“ keinerlei Chance auf den Sieg haben – auch das  kann man gerade noch akzeptieren – aber einen Marathon? Ist nicht jedermann bewusst, dass der erste Marathonit – Pheidippides – nach seinem Lauf verstarb?  Ein Grund weniger, diese Strecke zu absolvieren.
Ich sage: Er verstarb mitnichten! Sein Tod wurde ihm nachträglich von Plutarch nachgesagt. Wohl der besseren Geschichte wegen. Ein Toter macht sich immer gut. Das hebt die Verkaufszahlen!
Man bedenke: Pheidippides kam angerannt. Die ganze Strecke von Marathon bis nach Sparta und brach, die Sinnlosigkeit seines Treibens im letzten Wimpernschlag erkennend, tot auf der Schwelle des des Heerführers zusammen. Klingt einfach besser als: Er lief die ganze Strecke aber die Spartiaten wollten ihre Party nicht unterbrechen…

Zurück zu meiner Geschichte:

Ich glaube, mit einem Marathon ist es wie mit vielen anderen Dingen die man tut: Wenn man erst einmal angefangen hat, dann möchte man wissen wie es ist, wie es sich anfühlt das Große bestanden zu haben. Wie ist es, den Everest bestiegen, den Ärmelkanal durchschwommen oder die tour de france bestritten zu haben.
Nichts davon ist notwendig und nichts ergibt einen Sinn, außer, dass man sich eben diese Fragen stellt: Wie ist es eigentlich. Wie fühlt es sich an? Und wie wird man sein, wenn man das Abenteuer bestanden hat? oder aber dran gescheitert ist?

Das sind Fragen, die für Manche keinerlei Wert besitzen, aber für Anderen wie ein Funke etwas zu entzünden vermögen, dass irgendwann wie ein Feuer lichterloh brennt. Dieses Feuer ist dann kaum mehr zu löschen. Wir brennen dann für die Sache und sind bereit, viele Unwegbarkeiten und Unannehmlichkeiten in Kauf zu nehmen nur, um dieses eine Ziel zu erreichen – diesen Gral letztendlich empfangen zu können.

Wie ist es also, einen Marathon zu bestehen? Was hat es auf sich mit dieser Königsdisziplin?

An einer anderen Stelle schrieb ich einmal, es sei der Mensch, der den Dingen Bedeutung gibt. Die Dinge allein haben keinerlei Wert, ergeben keinen Sinn, und ja, haben keinerlei Bedeutung ohne den Menschen. Sie sind wie ein Feuerwerk ohne Zuschauer: ohne Existenz.
So ein Marathon, könnte man meinen, ist also im Grunde nichts. Eine Strecke. Mit einer willkürlichen Länge. Ein paar Lebewesen die ohne Zweck auf dieser willkürlich festgelegten Strecke um die Wette laufen.
Das stimmt, wenn nicht, ja wenn nicht, eben dieser Mensch selbst  diesen kruden –  42,195 Kilometer  –  einen Sinn gegeben hätte. Er gab dieser Strecken eine Vergangenheit (deren Wahrheit nicht bestätigt ist) und nutzt sie nun, um sich selbst an Ihr zu reiben. Um eine Bestätigung aus ihr zu ziehen: Das ist so, als würde man sich selbst eine Empfehlung aussprechen, die dann allgemeine Gültigkeit hat. Ein echter Zirkelschluss über die Zeiten hinweg. So etwas mag ich.
Aber, und dass ist das Komische daran, weil alle mitmachen funktioniert es. Die Menschen geben sich selbst einen Sinn, indem sie diese Strecke, die aus sich selbst keinerlei Sinn ergibt, erlaufen.

Ich will mir diesen Sinn geben. Ich will wissen wie es ist, dieses Strecke bestanden zu haben. Da ist ein Feuer…

Weitere Berichte könnten folgen.

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