Ich fange mal mit dem Ende an. So sahen meine Beine hinterher aus:
Also, die AWO rennt. So heißt die Veranstaltung. Die AWO versucht in der Vielzahl der Laufveranstaltungen Fuß zu fassen.
Nach den guten Anfängen im letzten Jahr (so liest man zumindest) sollte 2016 der Lauf ein weiteres Mal angeboten werden. Leider haben die Mitarbeiter der AWO ein Wochenende für ihre Veranstaltung gewählt, an dem rund um Osnabrück andere, ältere und ebenfalls gute Laufveranstaltungen stattfinden. Allein die Samstagsläufe „Osnabrücker Zoolauf“ (in und um den Osnabrücker Zoo) und der Lauf „Die Nacht von Borgholzhausen“ (ein großes, großartiges Lauffest, welches ich im letzten Jahr absolvierte) dürften Unmengen an möglicher Kundschaft aufsaugen. Dagegen kann man mit einem Crosslauf, den man so aber nicht nennt, leider nicht mitstinken, selbst wenn die Strecke toll und die Organisation sehr gut ist.
Schade.
Es bleiben nur eine Handvoll (insgesamt 140 angemeldete) Läufer/innen übrig.
Das ist insofern schade, als dass es ein wirklich toll organisierter Lauf ist, auf einem großartigen kleinen Rundkurs mit viel Matschanteil. Gerade mit letzterem hätte man werben sollen. Denn wenn man schon keine klassischen 5, 10, oder 21,1 Kilometerstrecken vorweisen kann, sollte man mit etwas anderem werben als den Kilometerzahlen.
Zum Beispiel mit der Hüpfkuh:
Oder mit den engagierten Ausrichtern, naja oder eben mit der Besonderheit der Strecke.
Achja, und vielleicht wäre ein anderer Termin auch nicht schlecht… :o).
Aber zu mir und meinem Lauf:
Weil ich am Samstag keine Zeit hatte, plante ich nun diesen Lauf nach meinem Zwangsgetaper ein. Ich musste wegen einer akut entzündeten Kalkschulter – nichts ging mehr – eine Woche aussetzen.
Über dieses sinnierend stand ich nun am Start, um die 5(kommairgendwas) Kilometer auf mich zu nehmen. Ich kenne die Strecke. Weiß was kommt. Denn ich bin sie vor zwei Tagen abgelaufen. Matsch wird es geben. Viel Matsch, denn es hat in den letzten Tagen und Nächten viel geregnet. Das war auch der Grund, warum ich mich für den kurzen (eine Runde) und nicht für die Längeren Läufe (mehrere Runden) entschieden hab.
Ich hatte meine Salomon Speedcross 3 angezogen und ich hoffte, sie würden mir ein bisschen Halt geben. Die Salomon.
Wir, also wir Läufer am Start, waren vielleicht so 20-30 Leute (30 waren gemeldet) und ein paar Walker.
Ich schaffte es, recht weit vorne zu stehen. Ich war aber heute nicht schuld, nicht so, wie bei meinem letzten 10er, sondern die Mitläufer/innen wollten offensichtlich nicht dort sein, also rutschte ich sozusagen nach vorn, weil die Anderen zurücktraten…
Nun denn, dann eben nicht. So wartete ich mit ein paar (jungen) schnell aussehende Läufern in der ersten Reihe. Die ersten 400m würden wir eh auf einer breiten Straße laufen, da könnten wir uns ohne weiteres neu sortieren.
Ein gab bisschen Smalltalk mit ein paar Läufern – das war lustig, denn ich traf all die Leute, denen ich sonst beim Laufen immer nur kurz begegne und freundlich zunicke.
Wir sprachen aber nur kurz, denn dann fiel der Startschuss.
Bevor es losgeht:
Alle Bilder hier habe ich nicht heute, sondern vor zwei Tagen geschossen. Es gab weniger Matsch und, es ist noch keiner durch ihn hindurch gelaufen. Aber ich denke, die Bilder zeigen grob, worum es heute ging. 🙂
0,0km – 0,88km
Ich laufe schnell an. 5 Kilometer sind ja nichts. 🙂 Also ran an die ersten Läufer.
Als wir den Wald erreichen, stand eine Pace von 3:59min/km auf meiner Uhr. *Hüstel*… öhmnunja, vielleicht bin ich dann doch ein bisschen schnell… – dabei fühlte es sich so gut an vorne unter den ersten 3 Läufern mitzulaufen…
Naja, ich werde dennoch etwas langsamer, denn ich will den Lauf ja nicht aus Übermut vergeigen, und prompt ziehen zwei Läufern an mir vorbei.
0,89km – 1,30,km
Nach 800m geht es links ab in den Wald:
Und ja, auch wenn das ein Bild von vor zwei Tagen ist, genauso sieht es aus. Wir sind halt die ersten Läufer. Da ist noch nichts plattgetreten.
Also hoffen, dass da keine Zecken drin sind und durch.
Und dann beginnt die erste echte Schlammschlacht:
Die Veranstalter haben zwar etwas Rindenmulch in den Schlamm geworfen, aber nachdem nun ungefähr 4 – 5 Leute dadurch sind, sieht man ihn kaum noch, den Rindenmulch.
Während mein Vordermann herumgliddert und versucht den Schlammlöchern auszuweichen, ziehe ich einfach durch den Schlamm und an ihm vorbei. YEAH!
Es ist nicht nur schlammig, nein, es geht auch leicht bergab. Das führt zu einem leichten Anheben der Pace…
…mit 03:46 min/km laufe ich durch diese Strecke.
Und ja, ich merke die Geschwindigkeit und frage mich, ob das nun wirklich klug ist…
Aber Hey! Es mach Spaß und ich habe sogar einen Läufer eingesammelt. 😀
1,31km – 1,62km
Die nächsten 300m geht es leicht bergab (fast ohne Schlamm), allerdings über eine ehemalige Kopsteinpflasterstraße:
Naja, die Steine kenne ich und es ist erstaunlich, wie meine Füße den besten Weg finden. Irgendwie ist es gut, wenn man den Weg kennt, wie seine Westentasche. :D.
Es geht immer noch leicht bergab, der Weg ist hier wenigstens fest und ich versuche, mich ein bisschen zu erholen.
Ich erwische mich dabei, wie ich – tatsächlich jetzt schon – nach erst 1,5 gelaufenen Kilometern – denke: “ich kann nicht mehr…“
Diese 300 Meter laufe ich übrigens tatsächlich langsamer, dass sagt sogar meine Uhr, und das ist nicht immer so, wenn ich denke ich sei langsamer…:
4:20 min/km sagt sie im Nachhinein (sie sagt auch, dass mein Puls an dieser Stelle bei 91-92% angekommen sei).
4:20 min/km war übrigens grob die Pace, die ich als Schnitt für den kompletten Lauf angepeilt hatte – aber wenn mir jetzt schon die Luft ausgeht, wie soll der Rest denn nur werden…?
Auf der anderen Seite:
Es sind nur noch 3einhalb Kilometer, da sollte doch wohl noch gehen. 😀
1,63km – 2,47km
Wir biegen links ab, in den untersten Teil des Waldes. Hier hat der Regen offensichtlich ebenfalls seine Spuren hinterlassen. Da die Pfützen aber seicht sind und der Schlamm auch nicht tief, lässt es sich besser laufen als ich dachte.
Jetzt freue ich mich, dass ich mir den ersten (kurzen) Lauf ausgesucht habe, ich kann mir nicht vorstellen, wie der Weg erst aussieht, wenn 140 Läufer hier mehrfach durchgerast sind…
…doch, ich kann es mir vorstellen… Tough Mudder nennt man soetwas woanders…:)
Ich kann die Pace halten, merke aber, dass ich nicht gerade leichter laufe. „Puh!“ Schlamm macht keinen Spaß… 🙁 Hab ich jemals was anderes behauptet?
Dieses Stück durchlaufe ich in einem Schnitt von 4:20 min/km, mein Puls geht von 177 (92%) auf 182 (94%)
2,48km – 3,54km
Wieder Links. Dies ist die einzige Strecke, die aussieht, wie man sich eine „ordentlichen“ Laufstrecke vorstellt:
Zudem verlaufen die ersten 700m mehr oder weniger eben. Endlich! Endlich ein Stück zum Erholen.
Ich nehme noch etwas Tempo raus, weil ich weiß, was noch kommt, es wird noch Schlamm geben – wenn auch das Schlimmste vorbei ist – aber, vor allem wird es bald wieder viel bergauf gehen. Ich mache mich auf Schlimmes gefasst.
Im Übrigen laufe ich schon seit geraumer Zeit allein, ungefähr 500m vor mir läuft ein Mann, allerdings sehe ich den immer nur kurz, weil es hier ja ständig um irgendwelche Ecken ins nächste Schlammloch geht.
Verdammt, wer hat diese Ecken in den Wald gebaut!?
Naja, ich merke zumindest, dass ich die Pace halten kann und das Laufen funktioniert. Allerdings an der oberen Rille, also der letzten…
Meine Uhr sagt mir im Nachhinein, dass ich hier einen Schnitt von 04:30 min/km lief und der Puls tatsächlich auf 94% blieb…:)
Und schon sehe ich den Schwenk, weg vom Weg und rein ins Unterholz:
3,54km – 3,88km
300m die es in sich haben. Es geht in leichten Schwüngen durch den Wald. Es ist weniger matschig als befürchtet, aber es geht bergauf. Bergauf im Wald mit Wurzeln und so. Mit Steinen und Laub… Jeder Tritt wird ein Erlebnis…
Und das, obwohl der extremste Bereich hinter uns liegt.
Das Ding ist, ich habe keine Kraft mehr! Ich fühle mich ausgelaugt und leer.
5- Kilometerläufe sind Scheiße. Aber so richtig!
Das kann man auch gar nicht anders ausdrücken.
Nur weil ich weiß, dass es nicht mehr weit ist laufe ich überhaupt weiter…
Ich renne hier mit einer 4:46 min/km und mein Puls geht (natürlich) von 183 (94%) auf 186 (96%).
3,89km – 4,27km
Wir biegen links vom Trail auf einen breiten festen Weg der leicht (Jippiiiieh! :D) bergab geht.
Aber Erholung sieht anders aus. Der Weg ist durchzogen von dicken Steinen. Was mir sonst keine Probleme bereitet, ist heute echt anspruchsvoll. Vielleicht, weil ich die Beine nicht mehr heben kann… zumindest nicht mehr ordentlich…
Es geht noch einmal links – es ist eben – und dann kommt das fieseste Stück des Laufs…
4,28km – 4,80km
Kaum Matsch aber hartes sehr unebenes Gestein unter den Füßen, darum geht es jedoch nicht! Nein, das Schlimme ist: Es geht (schon wieder) bergauf!
Wir erklimmen auf den nächsten 500m 10 Höhenmeter! Jaja, ich weiß, 10 HM sind nicht viel. Aber wenn man sie mit einer Zunge auf den Füßen laufen soll, in einer Pace weit unter 5:00 ist das kein Witz! Zumindest ich finde das nicht lustig! Gar nicht!
Ich erkraxle sie und werde (oh Wunder) nur einmal überholt. Ich habe aber keine Energie, den jungen Mann noch einzuholen.
Nach diesen, wirklich schlimmsten 500 Metern meines Lebens, biege ich aus dem Wald und darf auf das Ziel zusprinten… Nunja, ich will es versuchen.
4,80km – 5,19km
400 Meter Teer können soooo lang sein. Dabei geht es sogar leicht bergab. Ich versuche ein wenig an meinem Vordermann dranzubleiben und das Tempo zu forcieren, aber es geht einfach nicht. Meine Füße wollen sich nicht mehr heben lassen und das Ziel ist sooo weit weg. Nie, nie. Nie! Nie wieder werde ich 5 Kilometer laufen!
Irgendwann, nach Ewigkeiten, zockle ich unter Aufbietung meiner letzten Kräfte auf das Ziel zu. Noch einmal die Gesichtszüge einsammeln – Fotos – und dann ab ins Ziel…
(Nagut ich gebe es zu: Meine Uhr sagt im Nachhinein, ich sei hier im Schnitt 04:04 min/km – also schnell – gelaufen und ich habe sogar an Pace bis ins Ziel zugelegt. Mein Puls, sagt die Uhr, sei konstant auf 98% gewesen.)
Im Ziel
Ich laufe durchs Ziel und stoppe meine Uhr.
Sie zeigt nun in einem Infofeld den Puls an – ich sehe kurz die Zahl 193 = 100%. Ich zwinge mich, ein bisschen auszutraben, statt zusammenzubrechen….
Das mache ich immer so, denn es hilft, die Sinne beieinander zuhalten. Heute ist es wichtiger denn je, ich spüre, wie mein Kreislauf kippelig wird. Liefe ich jetzt nicht, würde ich umkippen. So wie Lisa Hahner in Hannover, nur, dass ich keine Zwillingsschwester hab, die mich auffängt… also muss ich in Ermangelung einer Schwester traben…
Mein Kreislauf fängt sich wieder und mein Puls zockelt in vernünftigere Bereiche. Ich trabe zurück zum Zielbogen, denn dort gibt es Wasser. Ich schnappe mir einen Becher und schwatze abermals mit einem Mitläufer.
Fazit
Ein schöner gut organisierter Lauf, bleibt der Termin gleich, kann ich aber nicht versprechen, dass ich wiederkommen, denn es gibt Läufe, die mich ebenfalls und ein wenig mehr reizen.
Nach diesem Lauf, also rund eine Stunde später, musste ich mich stark zusammenreißen, nicht wieder dort hinzufahren, um mich für den 21,4 km Lauf anzumelden.
Zwar weiß ich, dass das wohl ekelig und nicht so klug wäre, aber 5 Kilometer erschöpfen einfach nicht so tief und so nachhaltig. das ist ein bisschen wie eine Cola Light zu trinken, es fehlt etwas…
Dennoch, schön war es irgendwie doch. 😀
Die Zahlen:
Distanz 5,19 km | Zeit 22:47 (offiziell 22:50) | Pace 4:23 /km | øHF 178 bpm (92 %) | HFmax 190 bpm (98 %) | HM 45 m | VDOT 50.60
http://run.umschweife.de/shared/j6wy
Ich kam übrigens als 6. von 32 ins Ziel gelaufen und war Altersklassen 1. (als einziger in meiner Altersklasse…:D)