Wenn alles richtig ist – Laufen in Thüringen, Neustadt am Rennweg

Heute werde ich von zwei Läufen und irgendwie von einer Wanderung berichten. Wobei die Wanderung etwas kürzer kommt als die Läufe. Die Wanderung war aber der Auslöser für meine Läufe und darf deswegen nicht ganz unerwähnt bleiben.

Rennsteigstein1

Rennteigstein von 1887(?)

Ich hab dir gesagt, du sollst auf dem Rennweg laufen…“ Sprach meine Frau (grinsend) als ich jammernd über die langweiligen und/oder mit viel zu hohen Gräsern bewachsenen Waldwegen, hier um Neuhaus am Rennweg herum, klagend vom Laufen zurück in unsere Ferienwohnung kam.
Hab ich dir nicht gesagt, du sollst auf dem Rennsteig laufen…?“ Fragte meine Frau zu mir, als wir gemeinsam einen wunderschönen Weg (welchen sie herausgesucht hatte) wanderten und ich mich begeistert über den Weg und über das Trailpotential des Weges ausließ…

Tja, und  manchmal sollte man wirklich auf seine Frau hören… (Auch wenn ihr Wanderweg nicht wirklich auf dem Rennsteig entlang führte bzw, nur in sehr kleinen Teilen).
Der Unterschied zwischen ihren Wegen und den meinen, ist, dass meine Frau sich vorher in Reiseführern  und im Netz über lohnenswerte Wanderwege während ich mir meine Wege auf gut Glück bei GPSies.com zusammen. Das kann klappen… Zumindest aber sollte klar sein, wer die bessere Erfolgsquote hat… :o)

Ich nahm mir vor, diesen wunderschönen Weg demnächst – an meinem zweiten Lauftag, in unserem gemeinsamen Urlaub – nachzulaufen. Zwar wanderten meine Frau und ich nicht von Neuhaus aus, sondern fuhren mit dem Motorrad zu einem Wanderparkplatz, um von dort aus rund 6km zu laufen (was in Motorradhosen bei Sonnenschein auch beileibe genug ist), aber ich stellte schnell fest, dass man von Neuhaus aus (über den Rennsteig :D) eine tolle 15 km Runde ergeben würde…

Es gibt so Tage, da ist alles perfekt…

Ich wache morgens auf und mir fällt ein, ich habe Urlaub. Ich schaue aus dem Fenster und statt des angekündigten Gewitters regnet es lediglich und zwar in dicken großen Tropfen, dazu ist die Luft warm – so um die 18 Grad: Ideales Laufwetter also.

Zudem ist heute mein Lauftag. Also einer der der Tage, an dem ich während des Aufenthaltes in Thüringen Zeit zum Laufen eingeplant habe… So beginnt man den Tag mit einem Lächeln. 🙂

Zwei Tage später…:

Ich wache morgens auf und mir fällt ein, ich habe Urlaub. Ich schaue aus dem Fenster und statt des angekündigten Sonnenscheins regnet es und zwar in vielen kleinen Tropfen, dazu ist die Luft warm – so um die 20 Grad: Ideales Laufwetter also.

Zudem ist heute mein letzter Lauftag…  Heute würde ich gern soetwas wie einen Tempodauerlauf (TDL) laufen. Dazu ist ein regnerisches Wetter mehr als gut geeignet.  So beginnt man den Tag mit einem Lächeln. 🙂

Vorgeplänkel – Planungen und Ausrüstung

Eine Strecke ist auch schon  ausgedacht, wie oben angedeutet…:
Es soll von Neustadt am Rennweg über den Rennsteig, fast bis zur Steinheider Hütte gehen und von dort kurz auf einen breiten Wanderweg, um mich dann querfeldein eine extrem steile Trailstrecke zur Schwarzaquelle hinabzustürzen.
Anschließend geht es auf diesem Trail weiter bis hin zum Stausee Scheibe-Alsbach. Diesen will ich umrunden, um anschließend denselben Weg zurück zulaufen…

Das wären dann von Haustür zu Haustür rund 15 Kilometer über Stock und Stein.

Lauf Gpsies.com sieht das dann so aus:

Weil diese Strecke rund 245 Höhenmeter in sich birgt (runter und wieder hoch) die im Grunde komplett auf 2,5 Kilometern stattfinden (man sieht es recht gut in der Grafik von GPSies)  und, weil auch der Rest des Weges  mitnichten ein einfaches Terrain ist, nehme ich mir ein für mich im Schnitt moderates Tempo von 5:30 min/km (10.91 km/h) vor, von dem ich denke, dass es dennoch hinreichend anstrengend sein könnte. Will natürlich auf der Ebene schneller und bergan langsamer laufen – da ist wohl selbstverständlich. Um genügend Puffer zu haben, plane ich auf der Ebene eine Pace von 5:00 min/km (12 km/h)  ein. Das ist ungefähr die Geschwindigkeit, die ich derzeit auf der Strecke eines Halbmarathons durchhalte.

Ich denke, ich habe noch nie so viel geplant, vor einem Lauf…

Ich stehe bewaffnet mit meiner Garmin – aber ohne Pulsgurt, weil dieser dummerweise defekt ist – vor der Tür, freue ich mich nicht das erste mal, dass ich mir vor ein paar Monaten das Handy Sony Xperia Z3 Compact gekauft habe. Grund:
Das Handy ist wasserdicht! und ich muss mir keine Sorgen über den Transport machen. Als ich vor zwei Tagen diese Strecke langsam abgelaufen bin, hab ich mich bei strömenden Regen von ihm navigieren lassen und (die meisten der hier abgebildeten) Fotos geschossen.

Heute sollte das nicht nötig sein, denn ich habe die Strecke ja genauestens ausbaldowert und sollte wissen, wo es langgeht…

Ich laufe/navigiere übrigens  mit der App Locus, das ist eine so tolle und umfangreiche App, dass ich sie einfach erwähnen muss. 😉

Der fehlende Pulsgurt irritierte mich schon beim letzten Mal. War ich mir beim letzen Mal noch sicher, dass ein langsamer Lauf auf dieser Strecke irgendwie immer zu bewältigen sei, war ich mir am heutigen Tage nicht ganz so sicher. Ich hänge und schiele doch immer sehr auf meinen Puls und in Anbetracht der anspruchsvollen Wegstrecke, wüsste ich schon gern, wie mein Herzschlag sich verhält.
Auf der anderen Seite wird das wohl eine neue Erfahrung:
Einfach nach dem Gefühl laufen, keine Zahlen, die mir sagen „da geht noch was“ (denn das würde wohl passieren).

038Ansonsten habe ich noch eine kleinen Handflasche mit Wasser dabei. Einerseits weil ich bei längeren TDLs gern mal einen Schluck Wasser zu mir nehme und vor allem, weil ich ja einen Auftrag von meiner Frau habe (siehe weiter unten),

Diese Handflasche ist lustig, weil sie ein sogenanntes Quickshotventil hat, das sich unter Druck öffnet. Gerade wenn ich schnelle härtere Läufe absolviere, finde ich es nett, wenn  ich nicht noch an der Flasche saugen muss, um zu trinken.

Aber noch einmal zu meinem  Plan:
Heute werde ich so laufen, dass eine gewisse Spannung besteht, ich aber noch Spaß an der Sache habe… Letzteres ist mir das wichtigste – denn immerhin bin ich im Urlaub. Die Paceplanung ist nur ein grobe Richtlinie. 🙂

Nun geht’s aber los

Von meiner Frau bekomme ich noch zwei Aufträge mit auf den Weg:

  1. ich soll viel Spaß haben und
  2. ich soll ihr ein wenig Wasser aus der Schwarzaquelle mitbringen…

Mit diesen Wünschen im Gepäck laufe ich los…
Zuerst geht es eine kleine  Strecke durch Neustadt, das ist angenehm, um die Füße locker zu machen, denn auf umständliches Warmmachen mit anschließendem Dehnen verzichte ich heute mal großzügigerweise.

Dann geht es kurz über einem Schotterweg (der sich schon Rennsteig nennt).

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Und rein in den Wald, der mal wieder vom Regenwasser trieft :

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Hier ist der Weg noch eben aber herrlich mit Wurzeln durchzogen, so dass es nicht an Anspruch mangelt. Ich tänzel durch den Wald und freue mich über die Energie, die ich hier fast mühelos auf die Erde bringen kann.

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So halte ich auf den ersten 4 Kilometern die gewünschte Geschwindigkeit angenehm locker.

Der Regen hält an – und soll es auch…

Dann nach 4 Kilometer geht es das erstem Mal so  richtig bergab.

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Wobei. Einfach „Bergab“ ist hier zu wenig Umschreibung. Dieser Hohlweg sieht aus wie ein Flussbett. Er ist voller Steine oder groben Schotter von Faust- bis zu Ziegelsteingroß ist dabei. So dass ich emsig meine Beinarbeit trainiere. Um so mehr wundert es mich, dass ich diesen 5. Kilometer mit einer Pace von 4:54/km hinab renne. Das war mächtig anstrengend aber Spaß macht es irgendwie doch.

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Und einmal der Blick direkt vor meine Füße… 🙂006

Ich verlasse den Rennsteig und  laufe nun ein paar hundert Meter auf einer Wanderautobahn, und freue mich darüber, denn diese Erholung tut gut. Die Füße sind noch ganz kribbelig von dem ganzen Hin- und Hergetänzel und dürfen ein bisschen zur Ruhe kommen…

Dann aber sol kommen wes wegen ich hier bin…

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Hier sollte der Weg laut GPSies sein…

… nur ist der Weg an dem angegebenen Ort nicht zu finden.
Glücklicherweise weiß ich von meinen vorherigen Läufen (und der Wanderung, bei der wir den Weg wirklich verzweifelt gesucht haben), dass der Einstieg um ca. 400m verlegt wurde – auf die Idee muss man ersteinmal kommen,  😎

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Dort isser der Weg…

…und dieser Weg hat es wirklich in ich:
009.2Es geht kreuz und quer und über Stock und Stein und vor allem: Es ist steil – und zwar so richtig. Auch wenn man das auf diese Fotos mal wieder nur bedingt erahnen kann…

Das ist ein Spaß. 😀 Im nachhinein wundere ich mich, wie langsam ich auf dieser Stecke dann doch war 5:50/km (10.29 km/h).  Aber hier ist eben Technik angesagt und es ist kaum möglich es „rollen“ zu lassen. Dafür werde ich mit viel Spaß machenden schmalen Wenden, Wurzeln, Erde und dicken Steinen über die man Springen muss, belohnt. 😀

Irgendwann komm ich dann an der Quelle vorbei:

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Dieses Bild nahm ich während unserer Wanderung auf, was unschwer am Sonnenschein zu erkennen ist…

Eine Kurze Info über die Quelle:

014Jetzt lasse ich sie aber noch links liegen und gehe den zweiten Teil des Trailstücks an:

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Klein aber fein zieht sich der Weg durch einen Nadelwald.
Ich habe übrigens keine Ahnung, warum hier in Thüringen im Nadelwald Gras auf dem Boden wächst… – bei uns ist der Waldboden immer voller Nadeln – nix Gras und Wachsen… Irgendwas machen die anders, die Thüringer… 🙂

Ist ja auch egal. Schön ist es hier und ich kann auch das Tempo wieder ein wenig forcieren….

Leider komme ich dann viel zu schnell beim Stausee an. Aber auch der ist jetzt im Regen wirklich nett anzuschauen:

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Das ist übrigens eine Trinkwassersperre und die Schwarzaquelle fließt direkt in sie hinein.

Ich umrunde diese Talsperre – die ziemlich klein ist ich laufe gerade mal 2,2 km um sie zu umrunden. Hier versuche mir etwas Kraft für  den Weg  zurück auszusparen und laufe mit einer 5:19/km (11,29 km/h) ein Stückchen langsamer. Ich bin mir nicht sicher ob sich das gelohnt hat.

Als der See umrundet ist, geht es wieder in den Wald, zuerst noch leicht bergauf, aber der Hammer kommt ja noch. 😎 (Habe ich schon gesagt, dass es immer noch regnet.)

Es geht, wie gesagt im Wald hin und her und durch den Wald und leicht bergauf. Auf den nächsten 760 Metern geht es 56 Meter in die Höhe – das kann man  laufen.

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Nun komme ich auf die Schwarzaquelle zu. Es gilt ein Versprechen einzuhalten.

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Also öffne ich im Laufen die Flasche. Ebenfalls im Lauf schütte den Rest des mitgebrachten Wassers aus,  laufe zur Quelle, tauche meine Flasche hinein und fülle sie mit frischem klaren Quellwasser und laufe weiter. Im Laufen schließe ich die Flasche…  Immerhin ist das hier ja ein TDL und keine Kaffeefahrt. Da kann man sich schon ein bisschen beeilen. 😎

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Diese gute Tat ist getan und ab geht es durch den restlichen Wald.

Nun kommt der fiese teil. Schön, aber fies. Die Strecke die nun kommt, geht auf lediglich 380 Metern ebenfalls 57 Meter hinauf. Das ist  nun leider zu steil, um zu laufen. nach wenigen gelaufenen Metern musste ich gehen.

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Dort geht es hoch. Das ist mir leider zu steil. 🙁

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Ich gehe also so schnell ich kann diesen Berg hoch und selbst dass fühlt sich an wie eine Herausforderung.
Oben lande ich wieder auf der Wanderautobahn. und  abermals bin ich froh dass es sie gibt, denn ich bin als ich oben auftauchte, am pfeifen wie ein alter Dampfkessel. Zeit, etwas herunterzukommen. Ich folge dieser „Autobahn“ zwar nur knapp 500 Meter aber das reicht um mich wieder frisch genug zu fühlen den nächsten Anstieg zu beginnen.

Parkplatz an der Steinheider Hütte

Oben links geht es wieder in den Wald. Zudem ist das hier der Parkplatz den meine Frau und ich für die Wandern mit dem Motorrad nutzten. (Schöne Kurve, wie ich finde…:) )

Es geht also in den Wald und –  ja genau – die Schotterpiste wieder hinauf. Das ist übrigens, wie oben schon angedeutet, nun der Rennsteig, also ein offizieller, seit hunderten von Jahren existierender Wander und Botenweg…

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Welche sich übrigens (an beiden Lauftagen) eher in einen Bach verwandelt hat. (Siehe meine Foto vor meine Füße :D) 035

Interessant finde ich, dass ich auf dieser 1 Kilometer langen Strecke, welche wirklich fast komplett so aussieht, wie auf dem Fotos eine Steigung von immerhin 79 Höhenmeter hatte. Aber trotz dieser Steilheit des Weges lief es sich hier toll. Ich musste keine Gehpause einlegen. Und das, obwohl ich eigentlich hätte völlig erschöpft sein müssen, die herumliegenden Steine mich zum Hüpfen und Springen „zwangen“ und dieser Teilabschnitt kaum weniger steil ist als der letzte…
Körper sind eigenartige Dinger und zu komisch unterschiedlichen Leistungen fähig… Aber was soll man machen. Wenn’s läuft und es Spass macht, will ich mich nicht beschweren sondern nehmen was ich bekommen. 🙂

Also hinauf und hinauf. Die Pace auf diesem Stück liegt bei 7:31/km  (ca. 8 km/h) – immerhin.

Auch wenn das laufen hier wirklich gut geht, so freue ich mich, dass das Laufen auf den letzten Kilometern mehr oder minder in der Waagerechten passiert. Außerdem bedeutet das ja nun nicht, die Wege einfach nur eben sind:

Rennsteig

So sieht der Rennsteig bis kurz vor der Stadt aus.

Rennsteig

Und so…

Hier laufe ich mit einer 5:25/km (11.08 km/h)

Irgendwann bin ich dann wieder auf echten Straßen und Wegen unterwegs und ich kann, sehr zu meiner Freude, noch einmal ordentlich das Tempo forcieren:
13 km: 4:59/km (12.04 km/h),
14 km: 5:03/km (11.88 km/h)
15 km: 4:37/km (13.00 km/h)
Auf dem letzten dem 15. Kilometer befinde ich mich in der Stadt auf der Straße und merke. dass es wohl doch einen Unterschied macht, ob man auf wurzeligen Waldwegen oder auf geteerten Straßen läuft.

Irgendwie hat es den Anschein, dass ich derzeit mit einer tollen Kondition gekennzeichnet bin. Das sage ich vor allem, weil ich es nicht gewöhnt bin, nach einem harten Bergab- und vor allem Bergauflauf meine Pace noch einmal derart anzuziehen. Schön ist das.:)

Zuhause musste ich meiner Frau dann noch das frische, vom heimgekehrte Boten mitgebrachte, Quellwasser offerieren:

Wasser von der Schwarzaquelle

Die Quelle Spuckt das Wasser mit konstant 6,1 Grad aus. D.h. herrlichste Kühlschranktemperatur. Zuhause angekommen hatte es aber nur noch Körpertemperatur… – nun ja, bei einer Handflasche nicht anders zu erwarten.

Das Quellwasser schmeckte nach…
…Wasser. 🙂

Fazit

Das ganze hat mir mächtig Spaß gemacht.
Zudem hat es sich gezeigt, dass es für einen TDL sehr sinnvoll ist, wenn man die Strecke vorher kennt. Zumindest dann wenn es über Stock und Stein gehen soll, denn wenn man die Strecke schon einmal gelaufen ist, minimiert man m. E das Risiko von Stürzen ungemein.

Außerdem bin ich nun mit dem Thüringer Wald mehr als versöhnt. Für meinen ersten Lauf hatte ich offensichtlich die schlechtesten aller Wege ausgesucht. Diese Strecke, welche ich praktischerweise direkt von vor der Haustüre beginnen konnte, war schon ein echtes Schmankerl. 😀

Das „nach Gefühl laufen“ hat recht gut geklappt. Ich werde es auch bestimmt noch an anderen Tagen ausprobieren. Aber dennoch hätte ich gern (wenigstens hinterher) meine Herzdaten, um den Lauf zu analysieren (weil ich so gerne hinterher die Daten anstarre :D).

[B]Die Daten: [/B]
[B]Distanz[/B] 15,01 km | [B]Zeit[/B] 1:23:38 | [B]Pace[/B] 5:34 /km | [B]øHF[/B] – | [B]HFmax[/B] – | [B]HM[/B] 244 m | [B]VDOT[/B] –
http://run.umschweife.de/shared/j6xo

Ein perfekter Lauf. 🙂

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