In diesem Jahr gab einen Osterspaziergang der besonderen Art.
Dieses Osterfest verbrachten meine Frau und ich bei meiner Schwiegermutter, die in der Nähe der Porta Westfalica in Häverstädt wohnt.
Wer mich kennt, weiß, wie sehr ich die Strecken im Wiehen- und Wesergebirge rund um die Porta Westfalica mag. Dort gibt es superkleinen Trails, schöne sich windende Waldwege, wunderschöne Aussichten und extreme Auf- und Abstiege…
Als klar war, dass wir die Osterfeiertage dort verbringen werden, war ebenfalls recht schnell klar, dass ich mir einen dieser Tage zum Laufen abzwacken würde. Dafür würde ich zwei Tage (Karfreitag und Samstag) nichts tun und viel Zeit mit meiner Frau verbringen – ok, ich geb‘ es zu, ich hab das notwendige Tapern (also das Ausruhen) vor einem tollen Lauf, gut verkauft… 😀
Am Tag des Laufs
Nach einem ausführlichen Ostersonntagsfrühstück mit vielen, vielen bunten ostertypischen Proteinen und sogar einem Sekt und (natürlich) ein bisschen Wartezeit, damit das Mahl sich setzten kann, geht es um 12 Uhr los.
Es ist kühl aber die Sonne scheint – super Voraussetzung für einen langen Lauf…
Der Plan
Der Plan ist, in Häverstädt einfach mehr oder weniger geradeaus und auf den Kamm des Wiehengebirges zu laufen (2,3km/145HM). Und dann bis zum Kilometer 13 erst über den Kamm dieses Gebirges, zum Kaiser Wilhelm, dann runter in die Porta Westfalica, über die Weser, auf die andere Seite und hoch auf das Wesergebirge zum Fernsehturm. Von dort runter zum Wanderparkplatz Levernsiek (also zum Fuße des Bergs). Wieder hoch zum „Nammer Lager“ anschließend ca. bei Kilometer 12 wieder das ganze zurück.
Kurz vor Schluss will ich am Abstieg – wo ich Anfangs hochlief – vorbeilaufen und mich so lange auf den nun kommenden Mountainbiketrails ( 😀 ) “ vergnügen“ bis ich nicht mehr kann. Anschließend geht es endlich zurück.
Ich will zum Schluss so 25-30 km auf dem Tacho haben… eigentlich ganz einfach – außerdem werde ich so auf zwei Gebirgszügen gelaufen sein. 🙂
Ich nehme mir vor, das Laufen heute sehr genügsam also langsam anzugehen. Spaß soll es machen, also lass ich mich nicht hetzen. Meine Laufuhr zeigt mir nur die gelaufene Distanz, keinen Puls und keine Geschwindigkeit. Diese Daten gucke ich mir erst später, zu Hause an.
Losgelaufen
Der Anfang läuft sich gut, auch wenn ich nach zwei Kilometern bergauf eine Pause machen muss, weil mein Waden dichtmachen… ein bisschen früh, aber das kenne ich schon, wenn ich früh genug dagegen was tue – Puls runter, rausmassieren – kann ich meist problemlos weiterlaufen.
Der Rest des ersten Anstiegs war dann auch kein Problem. 🙂
Oben auf dem Kamm scheint weiterhin die Sonne. Da die Bäume noch keine Blätter haben, ist die Aussicht toll und es läuft sich richtig gut.
Zwischendrin kann ich wunderschön blühenden Lärchensporn bewundern. Außerdem ist der Boden wundervoll mit Grün bedeckt.
Bis zum Kaiser Wilhelm ist alles gut.
Ich verlasse das Wiehengebirge
Der Abstieg läuft sich gut auch wenn es mir vor dem späteren Aufstieg gruselt. Erst einmal geht es über die Weserbrücke und dann hoch auf das Wesergebirge.
Auf ins Wesergebirge
Von der Treppe, die zum Kamm des Wesergebirges führt, habe ich leider kein Foto gemacht, weil ich mich dort auf’s Laufen bzw. auf’s Nichtgehen konzentrieren muss. Mann! Ist das steil! An der sogenannten Porta Kanzel nehme ich ein Foto als Ausrede um mich ein bisschen zu erholen…
Für meine Atemproblematik ist das Foto wirklich schön geworden… 🙂
Oben gibt es erst einmal nichts Spektakuläres…
Obwohl, das stimmt nicht ganz, der Kammweg bis zum Fernsehturm ist zwar eine Wanderautobahn, aber er mäandert so wunderschön auf dem Kamm herum, dass das Laufen hier trotz der Breite Spaß macht.
Der Fernsehturm – und wieder Bergab
Irgendwann erhebt sich der Fernsehturm vor mir. Man könnte ihn sogar besteigen – aber diese künstlichen Höhenmeter spar ich mir, denn ich laufe hier ja nicht wegen der Aussicht (und Kleingeld für den Aufstieg hab ich auch nicht dabei).
Nach dem Fernsehturm führt eine Straße den Berg hinab. Neben der Straße geht einer der tollsten Trails dieses Bergs entlang. Den laufe ich. 😀
Aber dann geht es richtig zur Sache. Der Weg schlängelt sich mal durch Nadelgehölz und mal Buchenwald… immer schmal und so dass man richtig aufpassen muss aber auch ein Menge Spaß dabei bekommt.
Ein weiteres Foto gibt es hier allerdings nicht, weil ich mit Laufen beschäftigt bin.
Zum Nammer Lager
Der weitere Weg, also vom Fuße des Berges hin zum Nammer Lager, ist nicht sehr spektakulär aber nicht minder schön. Auch hier ist der Boden schon voller frühlingshaftem Grün.
Zuerst gibt es als willkommene Abwechslung ca. 800 m klassische Wanderautobahn zum Beine entspannen – dann geht rechts (mal wieder bergan) ein kleiner Pfad – auf den nächsten Kamm.
Ich laufe abermals einen wunderschönen kleinen Weg, auf dem ich nach 13 Kilometern umdrehe, weil dort danach wieder steil bergab geht. Da ich ja noch ein paar Anstiege vor mir habe, will ich mir das nicht auch noch antun.
Wieder zurück
Nun geht es ein bisschen schneller, denn zurück will ich keine (kaum) Fotos mehr schießen.
Ich laufe zum Fernsehturm hoch und der Trail neben der Straße ist gar nicht so schlimm, wie befürchtet.
Oben am Fernsehturm ist immer noch alles gut. Ich laufe den steilen Weg und die Treppe herunter und merke, dass das Treppenlaufen bergab irgendwie gar nicht so schlimm ist.
Abermals über die Weser
Der Anstieg zum Kaiser Wilhelm ist dann tatsächlich genauso schlimm, wie ich befürchtete (hier gab es auch den Pulspeak). Ich schnaufe irgendwann wie eine alte Eisenbahn, schaffe es aber tatsächlich laufend bis hoch zu des Kaisers Füßen…
Oben, als ein wenig weniger steil wird, erhole ich mich allerdings erstaunlich schnell und bemerke, dass hier – bei Kilometer 21 – irgendwie tatsächlich noch alles in Ordnung ist. Gut so. 🙂
Zu guter Letzt: Auf den Mountainbiketrail
Als ich dann bei Kilometer 23 beim Abstieg – der auf 2 km „nach Hause“ führt – ankomme, finde ich, dass ich noch 5 weitere Kilometer drauf habe, auch wenn meine Oberschenkel so langsam ein wenig genervt reagieren. So kann ich nämlich die 30 km vollkriegen und 30 km klingen ja auch viel besser als 25 km.
Also geht es auf den oben angekündigten Mountainbike Trail.
Ich bin mir in dem Moment nicht so ganz sicher, ob es wirklich gut ist, nach 23 Kilometern noch so etwas Anspruchsvolles zu laufen; aber ach, was soll‘s. Immerhin ist das Unterhaltsam und der Anspruch der Strecke lenkt mich bestimmt von meinen schweren Beinen ab. Ich laufe und es geht weiterhin erstaunlich gut und als mir ein Mountainbike Pärchen entgegenkommt, schaffe ich es sogar, meine Gestalt noch etwas zu straffen und wie ein frischer Jungspunt über die Hügel zu hüpfen. Was tut man nicht alles und wer weiß aus welchen Gründen…
Hier ein paar Impressionen der Mountainbikestrecke:
Je näher ich dem Kilometer 28 komme, desto komplizierter wird das Nachlaufen der Strecke, denn ich fühle mich erschöpft allerdings beeinträchtigt mich vor allem das Heben der Beine, die Oberschenkel meinen deutlich, es sei genug. Haja, es ging heute ja auch ordentlich zur Sache. 🙂
Zurück
Gut, dass ich irgendwann nur noch den Berg hinab laufen muss, um zu meinem Ausgangsort zu kommen. Das geht eigentlich ganz gut. Nur meine Oberschenkel vorn, sind (mal wieder – oder immer noch nicht) kein bisschen amüsiert… Also nehme ich diese mittlerweile geteerte Abwärtspassage wesentlich langsamer, als ich es eigentlich könnte, denn ich weiß, dass man es sich mit solch einem Abwärtsspurt ordentlich mit seinen Muskeln verscherzen kann.
Vor der Haustür habe ich dann 30,7 km auf der Uhr. Es ist keine Frage, dass ich noch einmal „um den Block“ die 31 km zu Ende laufe.
Eine tolle Tour mit unanständig vielen Höhenmetern. Witzigerweise tun mir nach dem Duschen nicht meine Oberschenkel weh, sondern meine Waden. (Ok, die Oberschenkel sind auch angestrengt, aber nicht so schlimm wie die Waden). Wegen der Waden, die zum Krampfen neigen, esse ich eine Handvoll Salz und spüle das ganz mit einem Glas Weißbier herunter. Keine Ahnung ob es das war, aber tatsächlich sind nach einer halben Stunde die Waden in Ordnung und die Oberschenkel wieder Oberhand nehmen können: 🙂
Ein toller Lauf. Abermals bestätigt sich mir, wie gut diese Gegend zum Laufen geeignet ist.
Für die die es interessiert, hier noch Zahlen zum Lauf:
31,02km | Zeit 3:47:53 | Pace 7:21/km | øHF 146bpm (76%) | HFmax 173bpm (90%) | HM 995m
Weitere Zahlen und eine Karte:
https://flow.polar.com/training/analysis/1297191572