Nacht von Borgholzhausen 2017 – 10 km Hauptlauf

Das Plakat zum Lauf. Foto: Andrea Mochalski

Vorgeplänkel
Die Nacht von Borgholzhausen 2017. Ich absolvierte diesen Lauf nun zum 2. Mal.

Das erste Mal lief ich hier 2015. Im Jahr 2015 war es ein besonderer Lauf für mich. Nicht nur wegen der besonderen Stimmung hier, sondern auch, weil ich damals die 10 Kilometer zum zweiten Mal unter 50 Minuten lief und – vor allem – weil dies hier in Borgholzhausen fast nebenbei passierte. Ich war 2015 sehr erstaunt darüber, denn bei meinem ersten Versuch die 10km unter 50 Minuten zu bewältigen, war es noch eine große Quälerei. So ging ich mit einem glücklichen Lächeln nach Hause.
Dadurch legte sich in meinem Geiste ein besonderes Flair auf diesen Lauf.

Die Nacht von Borgholzhausen fand in diesem Jahr zum 42. Mal statt- aus dieser großen Zahl kann man entnehmen, dass es sich hier um einen Dinosaurier der deutschen Laufveranstaltungen handelt.

Seit 1976 wird die Nacht schon angeboten. Genaueres kann man in der Wikipedia nachlesen. https://de.wikipedia.org/wiki/Nacht_von_Borgholzhausen

Borgholzhausen schaffte es, wohl aus diesem Selbstverständniss des Ältesten heraus, nebenbei aus einem ganz normalen Wettkampf und Straßenlauf, ein echtes Spektakel zu machen. Ein Volksfest, das offensichtlich von der ganzen Stadt gern angenommen wird. Es ist den Veranstaltern offensichtlich auch gelungen, sich mit spendablen Sponsoren zu umgeben. Schon der Preis von 11 Euro und die Geschenke an jeden Läufer, stehen in einem erstaunlichen Verhältnis zueinander:

Das Geschenk an die Läufer. Obwohl, eigentlich war dies das Geschenk an die Läufer der kürzeren Strecken, aber weil ich bettelte bekam ich dieses statt einen Laufgürtel. Ich finde, eine Tasse ist eine bessere Erinnerung als ein Gürtel. Foto: Andrea Mochalski

Ich erhalte nach dem Lauf eine Tasse mit dem Aufdruck „Die Nacht von Borgholzhausen“ ein Päckchen Würstchen, und eine Tüte „nimm 2“ (die Firma Storck ist offensichtlich ein Sponsor).

Es ist  Musik an allen Ecken und Enden. Es gibt viele, viele Fressbuden, eine große Bühne und (natürlich) eine Zeiterfassung per Einmalchip.
Sogar der Moderator dieser Laufveranstaltung ist in der Lage, nicht nur „dumm“ rumzuschnacken, sondern interessant zu plaudern und das Publikum zu unterhalten. Die Nummernausgabe ist gut organisiert und schnell. Wenn man etwas zu kritteln sucht, könnte man vielleicht auf eine sehr kleine Toilettenzahl hinweisen. (Irgendwie bilden sich dort aus mir unerfindlichen Gründen dennoch keine überlangen Schlangen…  – Vielleicht habe ich auch Toiletten übersehen…)

Die einzelnen Läufe (Bambini, Schoolrunning, Firmenlauf, Nachtlauf etc.) finden nacheinander statt, sodass der erste Lauf um 17:00 Uhr und der letzte erst um 21:30 Uhr beginnt. Das heißt, es gibt hier einen langen Samstagnachmittag ein tolles Volksfest mit Unterhaltung für alle Altersgruppen und das Fest ist lang genug, damit es (sehr zur Freude meiner Frau, die nicht mitläuft) für Fressbudenbesitzer aller Art interessant ist. Achja, und zum Abschluss wird auch noch ein Feuerwerk geboten.

Im letzten Jahr konnte ich hier nicht laufen, aber in diesem Jahr sollte es endlich wieder klappen – und wie habe ich mich auf diesen Lauf gefreut. Ich hab meine Umwelt verrückt gemacht und meine Freunde mit dem ständigen „die Nacht ist soo toll…“ genervt. Ich wollte diese wunderbare Veranstaltung, welche mir so eindrucksvoll in Erinnerung geblieben ist, noch einmal erleben.
Damals in 2015 – jetzt fühlt es sich wie damals an – erschien mir die Mischung aus großem Volksfest, perfektem Ambiente und passende Uhrzeit für einen Sommerlauf (21:30 Uhr) ausgezeichnet gewählt. Der Streckenverlauf – ein langer nicht zu steiler Abstieg (ca. 1,5 km) und zwei sehr kurze knackige Anstiege – erschienen mir nahezu perfekt, um mir als Laufstrecke nicht zu langweilig zu sein. Die wahnsinnige Stimmung am Straßenrand hielt ich für die beste Motivation überhaupt, um mich zu Bestzeiten zu motivieren.

Dennoch, heute ist alles ein bisschen anders als in 2015:
Die 45 Minuten auf 10km habe ich längst unterboten. Dafür bin ich nicht wirklich gut vorbereitet, denn was ich in den letzten 3 Wochen läuferisch so getrieben habe, war nicht der Rede wert.
2 Läufe in der Woche sind kein Training. Auf eine Bestzeit zu hoffen, war im Grunde sehr vermessen. Ich tat es dennoch.

Konkret: In 2015  lief ich hier die 10 km in einer  Zeit von 0:48:06 (4:49min/km bzw. 12.47 kmh) meine bisherige Bestzeit auf 10km liegt bei 0:43:36 (4:22min/km – 13,76 kmh).

Dieses Event ist immer ein sehr schnelles Rennen was aber weniger an der Strecke liegt (sie ist recht profiliert) als mehr an den schnellen Teilnehmern. In diesem Jahr gingen die ersten fünf mit einer Zeit von unter 34min ins Ziel. Der schnellste (der Sieger aus dem letzten Jahr) lief sogar eine 32:04…

Im Start

Bei der Startaufstellung schaffe ich es, mich halbwegs passend unterzubringen. Ich habe vorher in den Zeiten der letzten Jahre gespickt und weiß, dass ich mit meiner Zielzeit rund 70 Leute vor mir zu lassen habe.

Auf diesem Rundkurs soll es 3 Mal herum gehen

Meine Wunsch ist übrigens, die 42:00 zu unterbieten oder wenigstens unter 43 Minuten zu laufen. Beides wäre eine Bestzeit auf 10 km. Mir ist klar, dass das etwas ambitioniert ist, aber einige Zeiten im Training sagten mir, dass das eigentlich möglich sein sollte. Allerdings habe ich, wie schon gesagt, mit der Menge der Trainingseinheiten in den letzten 3-4 Wochen eher geschludert.

Das ist also die Ausgangsposition:
Eigentlich zu wenig Training für eine Bestzeit, dafür sind die gelaufenen Einheiten immer wesentlich besser ausgefallen als zu erwarten war…

Start des 10 km Laufs. Hier sieht man wie die späteren Sieger Elias Sansar (Nr. 1) und Robiel Weldemichael (Nr.2)  starten. Der 3. Sieger (Nr. 274 Adam Janicki) befindet sich direkt hinter Herrn Sansar (man kann nur die Zahl 4 erkennen). Es wird einen harte Kampf zwischen Sansar und Weldemichael geben, den Sansar gewinnen wird. In Gelb die Schiedsrichter…
Foto: Andrea Mochalski

Dann kommen noch ein Haufen Schiedsrichter (der „Referees Run“) ins Feld. Irgendwie wirkt der Haufen ein bisschen prollig. Das könnte an der Jugend vieler Schiedsrichter liegen, oder einfach an der guten Laune, die sie versprühen. Aufgedrehtes Aufgeregtsein kann schon einmal prollig wirken.
Sie sind gut zu erkennen an den gelb-neonfarbenen Shirts und – wie gesagt – an der überbordenden guten Laune. Ein Großteil drängelt sich in die 1. und 2. Reihe. Zugegeben, einige gingen dann auch mit einer entsprechenden Zeit ins Ziel. Den Großteil dieser, konnte ich aber schon nach einem Kilometer überholen… Der Mensch ist halt ein Herdentier, wenn einer nach vorn geht…

Start – die erste Runde (0-3,3 km)

Der Startschuss fällt und es geht los. Zuerst laufen wir noch quer durch die Stadt, vorbei an den vielen, vielen Zuschauern und Musikern. Man wird gleichsam musikalisch begleitet auf die Strecke applaudiert. Ein gutes Gefühl.

Ich merke, wie ich – es geht ein bisschen bergauf – beginne, die Geschwindigkeit anzuziehen. Auf der Uhr steht 3:58min/km (15.16 km/h) – nicht gut! Zu schnell. Also ausbremsen.

Bald geht es bergab und ich versuche ein bisschen, es rollen zu lassen. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass ich aufpassen muss, um mich nicht zu verheizen. Denn obwohl es bergab geht, komme ich kaum über die gewünschte 4:12min/km (14.29 km/h) und wenn doch, dann merke ich sofort, dass es anstrengender wird. Noch schiebe ich das auf den Anfang dieses Laufs. Bestimmt wird es leichter, wenn ich erst einmal drin bin, im Rennen.

Die Osningstraße…

Tatsächlich fühlte sich das Laufen dann irgendwann auch leichter an, der erste Hügel in der Osningstraße – der hat nur 10 Höhenmeter – lässt sich jetzt in der ersten Runde durch etwas langsameres Laufen gut wegdrücken, auch wenn ich mir sicher bin, dass mir dieser Hügel – sozusagen als Vorbote auf das wirklich fiese Stück – in den später folgenden Runden noch zusetzen wird.
Das sind aber Dinge, über die ich mich jetzt noch nicht sorgen sollte.

Danach geht es erst einmal ordentlich bergab und das Laufen ist OK – nicht super, aber ok. Ich bin langsamer als gewünscht, mein Schnitt liegt irgendwas zwischen 4:16-4:18min/km (14,06 – 13,95km/h) – aber ich traue mich nicht, mehr anzuziehen, denn es ist anstrengender als ich dachte, dass es an dieser Stelle sein sollte. (Ich befinde mich zwischen Kilometer 2 und 3.)

 

Dann steht das ein großer cyanfarbener Bär/Bärin an der Straße und hält seine blaue Tatze raus, um abgeklatscht zu werden. Dahinter, kaum zu sehen (wegen des Pelzes der Bärin) befindet sich ein kleines Kind das schüchtern ein Händchen der Straße entgegenstreckt.
Weil der Bär farblich so gut zu meinen Schuhen passt, laufe ich auf ihn zu und touchiere seine Tatze, anschließend ziehe ich meine Hand in einem eleganten Schwung nach unten, um dem kleinen Kind ebenfalls die Ehre zu geben. Dass mir das gelingt, wundert mich selbst, aber der Abklatscher ist nahezu perfekt und der Aufwand hat sich wegen der strahlenden Kinderaugen gelohnt. Das hebt die Stimmung…

Ich laufe weiter und es wird langsam voller an den Straßenrändern, das bedeutet, wir nähern uns der Altstadt. Rechts hängt ein Banner „wer langsamer läuft wird länger gesehen“ ähm, ja, schon irgendwie…

Ich laufe an einem Haufen Leute vorbei, die schon mächtig Party machen. Ich sehe ein Tablett herumgehen, auf dem kleine Gläschen mit bunten Ingredienzien stehen. Diese finden regen Zuspruch. Bestimmt besonders teurer Saft… denke ich mir…

Die Schulstraße…

Nun geht in die Stadt, zuvor ist der Schulstraße zu bewältigen und der zieht sich ebenso steil bergauf, wie ich ihn in Erinnerung habe. Ich lasse die Pace sacken und haushalte so ein bisschen mit meinen Kräften.

Oben in der Altstadt angekommen, steppt der Bär. Also nicht der Cyanblaue Bär von eben, das wäre dann doch eine tolle Leistung gewesen. nein, es ist einfach extrem viel los und ich sehe, wie an der Straße nicht weniger Stimmung und Begeisterung ist als beim

Ab der 2. Runde konnte man das Laufen auf einer von Fackeln gesäumten Strecke genießen. Schön schaut’s aus. Foto: Andrea Mochalski

Hamburgmarathon. Nagut, die Leute haben auch ebenso viel zu sehen, wie in Hamburg, denn durch den Rundkurs gibt es eigentlich kaum eine Zeit, in der keine Läufer zu betrachten und anzufeuern gibt. Der Moderator plappert fröhlich vor sich hin und die Straßenparty ist bestens am Laufen.

Ein kurzer Check sagt mir, dass ich mit einer 04:19 min/km (13,9 km/h) im Schnitt unterwegs bin. Ich liege also noch gut auf Sub 43 Kurs. (Sub 42 ist an dieser Stelle schon längst aus dem Spiel.)

Runde 2 (3,4-6,6 km)

Es geht noch einmal ein bisschen bergauf. Ich merke wie das an meinen Kräften zerrt. Meine Pace sackt ganz schön in den Keller und es fühlt sich hart an. Verdammt! Es ist doch erst der Anfang der zweiten Runde. Gerade mal 3,5 Kilometer sind gelaufen.

Als es dann wieder bergab geht, diese wunderbare langgezogene Bergabstrecke, lasse ich dennoch die Pace schleifen und (4:26 min/km – 13.53 km/h) sehe mit Besorgnis, wie meine Uhr mir eine Pace um die 4:23min/km (13,69 km/h) im Schnitt anzeigt, aber ich traue mich nicht schneller und warte lieber noch ein bisschen. Es wird bestimmt gleich leichter…

Das wird es dann tatsächlich, was aber vor allem an dem Winkel der Neigung der Straße liegt. Egal. Ich merke, wie das Laufen wieder gelingt und ziehe ein bisschen an.

Die Osningstraße…

Schon an der Osningstraße ist das mit dem Gelingen wieder vorbei.  Zu anstrengend scheint es mir. Ich laufe über diesen kleinen Hügel und merke wie der reinhaut. (4:46 min/km -12,59 km/h – an der Stelle…) so, wird das nichts.

Danach schaffe ich es, wieder meine Kräfte zu mobilisieren und das Laufen fühlt sich leichter an. Anscheinend kann ich mich noch erholen. Noch bin ich nicht auf.

Ein neuer Plan kommt auf. Ich bin nun bei einer 4:23 min/km (13,69 km/h) im Schnitt unterwegs und die steile Schulstraße steht mir noch bevor. Ich muss also davon ausgehen, dass die Pace noch weiter in die Knie geht, also nehme ich mir vor, wenigstens unter 45:00 zu bleiben. Das wird ein erreichbares Ziel sein. Und ist im Grunde eine tolle Zeit und ein fette PB auf dieser Strecke. Man muss sich die Dinge bloß schönreden… 😀

Die Schulstraße…

Die Schulstraße bringt meine Pace auf 4:50 min/km (12,50 km/h), mein Schnitt sackt weiter ab.

Runde 3 (6,7-10 km)

In der Altstadt, wo ich meine und meines Freundes Frau mir ein „Weiter so!“ zurufen – das hilft ungemein – muss ich mich dennoch erst einmal sammeln und ausjapsen und als ich dann die letzten Steigung hier in der Stadt abgelaufen bin, liegt meine Pace bei 4:25 min/km …

OK, aber die 45:00 Minuten zu unterbieten ist drin. Ich gehe davon aus, dass ich zum Schluss (nach den letzten beiden Steigungen) mit einer ähnlichen Paceschnitt  wie jetzt ins Ziel gehen sollte, wenn ich an der Schulstraße nicht gänzlich in die Knie zusammenbreche.

Aber Hey! Es ist (schon) die letzte Runde und jetzt geht es erst einmal bergab…

Bergab ist… machbar… bestenfalls machbar.
Ich nehme mir vor, eine Schlusssprint nach dem kleinen Hügel in der Osningstraße zu starten, da geht es erst einmal bergab, dass sollte mir ein bisschen Schub geben und ich kann später die Schulstraße mit diese Schub im Rücken hochrollen…
Hier auf dieser langen Bergabstrecke renne ich immerhin mit einer 4:18min/km (13,95 km/h). Das geht ganz gut, auch wenn ich immer wieder aufpassen muss, dass ich die Spannung und die Pace nicht verliere. Einmal sackt sie mir auf 4:30 min/km (13,33 km/h) ein, ohne, dass ich es merke. Ich bin wohl ins Träumen geraten…

Dann sehe ich die Schulstraße vor mir und denke, da hab ich wohl den Hügel auf der Ossningstraße verpasst. Ich gebe Gas! Endspurt…!
Und immerhin bleibt die Uhr irgendwo auf 4:19 min/km (13,9 km/h) ich bin auf Kurs…
…bis mir dämmert, dass ich mich noch gar nicht kurz vor der Altstadt befinde, sondern gerade auf den Osningstraßenhügel hochsprinte…

Die Osningstraße…

Uff!

Was nun?

Meine Pace sackt auf 5:00 min/km (12 km/h), während ich noch nachdenke….

Dann rennt ein Pärchen an mir vorbei. Die unterhalten sich gelassen darüber, was sie alles im Ziel alles verspeisen wollen. Das macht mich fertig! Frechheit…

Weil mit dem langsamen Laufen aber auch die Spannung und Anstrengung nachlässt und ich den „Gipfel“ überquert habe, fühlt sich das Laufen wieder machbar an und ich beginne nun tatsächlich mit meinem Schlusssprint -also den zweiten.

Ich versuche, hinter diesem Pärchen zu bleiben, ok, das ist nicht unbedingt Absicht, denn die laufen einfach gerade so schnell, wie ich „spurten“ kann, aber immerhin schaffe ich es, meine Pace deutlich anzuheben und zwar durchgängig.
Den Hügel hinab und bis zum Fuße der Schulstraße (das sind rund 500m) hole ich einen Schnitt von 4:09 min/km (14,46 km/h) aus mir raus. Nicht schlecht….

Auf der Schulstraße wird es dann aber hart. Wirklich hart. Weil ich mich aber an dem Pärchen festgebissen habe, bleibe ich deren Nähe und bekomme nun mit, dass die Frau abfällt und sagt, mehr würde nicht gehen. Mir wird (trotz meiner mittlerweile reichlich matschigen Birne) klar, dass die sich mitnichten fröhlich unterhielten, sondern, dass der junge Mann die Frau zu ziehen und abzulenken versuchte, was nun nicht mehr so gut klappt, an dieser Steigung…

Die Schulstraße…

Ich aber laufe diesen Anstieg mit einer 4:17min/km (14,01 km/h) im Schnitt hoch Tschakka! Geht doch! Ich schaffe es sogar, das Pärchen zu überholen und ziehe weiter aufwärts.

Bei meinem Versuch die Geschwindigkeit bergauf zu halten, kommt eine weitere Herausforderung auf mich zu: Ich überrunde eine ganze Menge Läufer. Das war zwar auch vorher schon so, aber jetzt erst ist es sehr auffällig, denn die sind erstens sehr langsam und zweitens im Weg – weil derselbe hier echt eng ist. So muss ich zusehen, dass ich neben dem Sprinten auch noch die Leute nicht über den Haufen renne…

Es fühlt sich an, als würde meine Kraft aus mir herausrieseln wie die letzten Körner aus einer Sanduhr, aber ich nutze sie und halte das Tempo hoch.

Als ich dann endlich, endlich, endlich um die letzte Kurve laufe und den letzten Teil dieses fiesen Anstiegst hinter mir lasse, sehe ich, dass es noch bestimmt 100-200 Meter bis ins Ziel sind. LEUTE! DAS KÖNNT IHR DOCH NICHT MACHEN! Das macht mich fertig…

Nagut!
Mir schwinden zwar die Sinne, aber ein bisschen geht noch. Ich spurte, (bedeutet: ich werde nicht langsamer), ich spurte (gleich kippe ich um – wie peinlich) und spurte! (ich kann tatsächlich noch schneller werden…)
…und bin im Ziel!

Ich drücke meine Uhr ab. Das sollte nach diesem letzten Kilometern doch eine SUB 44 sein! Ich schaue auf die Uhr…
Häh? Sie läuft weiter… ich drücke sie wieder ab.
Ein freundliche Fenster informiert mich über die 3. begonnene Runde… *Grmpf*, wenn das Hirn platt ist. Ich drücke auf den Knopf „Anhalten“ statt auf Runde.
Meine Uhr zeigt mir nun eine 44:45 – Äh, ok, aber ich stehe ja schon ein paar Sekunden im Ziel…

Ich muss mich erst einmal sammeln – also Luft bekommen – damit ich denken kann. Ich schnappe mir ein Wasser und kippe es mir ins Gesicht (mit dem offenen Mund kommen auch ein paar Tropfen nach innen) und gehe auf und ab, schnappe mir ein Weizenbier trinke es und so langsam komme ich wieder zu Sinnen.

Ich schaue nochmals auf meine Uhr:
Bei der ersten abgedrückten Runde steht 44:30 / 4:23min/km (13.69 km/h).
Hm… Die Pace/Geschwindigkeit passt nicht zu Zielzeit. Das weiß ich, weil ich mir die Zeiten/Paces vorher angeschaut habe. Sooft, dass ich die fast auswendig kenne: 4:23 min/km (13.69 km/h) ist eine Zielzeit von unter 44 Minuten. Da bin ich mir sicher…

Dann sehe ich die gemessenen Kilometer und mir dämmert, was los ist: Ich bin laut Uhr 10,15 km gelaufen…
Klar, 150 m Unterschied machen bei der gleichen Zeit einen echten Pace-/Geschwindigkeitsunterschied aus und zwar von 4:27min/km (13.48 km/h) zu 4:23 min/km (13.69 km/h). So einfach ist das… (jaja, die genauen Zahlen habe ich erst zu Hause erhoben.)

Fazit

Die Zahlen:
Distanz 10,00 km | Zeit 44:30.6 | Pace 4:27 /km (13,38 km/h) | øHF 169 bpm (88 %) | HFmax 188 bpm (97 %) | HM 60 m (wie schon sooft, meine Polaruhr misst weniger Höhenmeter als die Garmin Fenix2… -15m zum letzten Jahr)
https://runalyze.com/shared/1g9so
https://flow.polar.com/training/analysis/1479137542

Nun bin ich nicht todtraurig. Die Zeit ist großartig, wenn ich sie ins Verhältnis zu meinem Training setze und mit dem Lauf hier von vor 2 Jahren vergleiche…

Aber ein kleiner Wermutstropfen ist die durch die Fehlmessung entstandene Hoffnung, welche sich so schnell wieder in Luft auflöste…
Naja, mir ist klar, dass 150 m auf 10 km keine echte Fehlmessung ist. Vor allem, wenn man durch die Stadt und um viele Ecken rennt. Das ist sogar ein ziemlich gute Messung. Mit dem Zollstock wäre ich ungenauer gewesen…

Das Geschenk an die Läufer. Obwohl, eigentlich war dies das Geschenk an die Läufer der kürzenren Strecken. aber weil ich bettelte bekam ich dieses statt einen Laufgürtel. Ich finde, eine Tasse ist eine bessere Erinnerung als ein Gürtel.In Borgholzhausen werde ich bestimmt wieder laufen, denn die Veranstaltung ist toll!

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