3. Glashauslauf in den Gewächshäusern von Emsflower – 10 KM

Als ein Freund den Glashauslauf entdeckte und sich dafür anmeldete fand ich die Idee, mitten im Winter in einem Gewächshaus zu laufen ungemein reizvoll. Kurz: ich war Feuer und Flamme. Wo, außer auf dem Band, hat man sonst die Möglichkeit in Shirt und kurzer Hose mitten im Februar einen Wettkampf zu laufen. Gute Idee!

Dazu kommt, dass es sich hier um ein ultraflaches Rennen handelt – im Grunde wie auf der Bahn, nur auf Beton, statt Tartan.

Im Vorfeld wurde es leider etwas knapp mit meinem Training, so dass ich mich nicht allzusehr auf den Glashauslauf fokussierte, sondern mein Training für den Klippenauf im März im Auge behielt. Das führte dazu, dass ich noch am Dienstag vor dem Wettkampf einen 20er mit einigen Höhenmetern und ordentlicher Endbeschleunigung lief.

Zudem gab es am Tag vor dem Lauf einen Umzug einer Kollegin, bei dem ich half, der recht anstrengend wurde. Zwar waren meine Beine recht unbeeindruckt (Training wirkt halt auch dort ) aber ich hatte am Sonntagmorgen einen Ordentlichen Muskelkater in den Bizeps und der gesamten Brustmuskulatur. Naja, laufen sollte gehen, irgendwie…

Bei Emsflower

Eine Autobahnabfahrt (von der A31, der wohl am wenigsten befahrenen Autobahn Norddeutschlands) ein Kreisel und dann ‘Emsflower’: ein riesiger Laden mit enorm großen Gewächshaushallen, daneben eine Verkausfilliale: ‘Gartenwelt’: Blumen und Gartenmöbel, ein Wintergartenbauunternehmen: ‘Gardendreams International’, eine Tankstelle, ein Mc Donalds und ein Spielcasino… alles mitten im flachen Emsländer Nichts. das wars. Sonst nichts, flache Felder bis zum Horizont und die A31..

Vor der Emsflower gibt es einen großzügig dimensionierten Parkplatz.
wir gehen durch das eingangsportal und schon wirkt es kleiner verwinkelter. EIn Infotresen eine eher kleine Kantine und erst als wir inden Gewächshaus Hallen stehen ahnt man wieder die Größe des Ladens.
Und, hoch ist es, so hoch, dass sich eine lange Stahlbrücke in ca. 3-4m Höhe quer über die Wegstrecken spannen kann. Darauf stehen jubelnd Menschen. Die Laufstrecke, das sehen wir heit sind gesäumt von Primeln in Wagen die Strecke erinnert ein wenig an eine Kartbahn: Grauer Betonboden, ca 4m breit, recht und links hohe Absperungen (Priemeln wie gesagt) und an dieser Stelle schlängelt sie sich sogar in Kartbahnmanier durch die Halle.

Als wir ankommen ist es schon ordentlich wuselig. Viele Menschen sind unterwegs und es ist sehr laut. Aber das ist wohl so, wenn tausende von Menschen sich in riesigen Hallen unterwegs sind und nebenbei ein Rennmoderator versucht sich Gehör zu verschaffen.

Das Organisieren Nummern ging schnell und problemlos. Für den Lauf gibt es einen Chip der mit einem Kabelbinder am Schuh zu befestigen ist. Das wirkt erstaunlich groß am Schuh – stört aber letztendlich nicht. Interessant: Der Hinweis dass der Chip unbedingt wieder zurück zu geben sei. Erstaunlicherweise wurde die Einhaltung dieser Bitte nicht über eine Leihgebühr sondern anders gelöst…

Im Rahmenprogramm gab es Kuchen (aber wirklich nicht viel) einen Bratwurststand eine Hüpfburg und Schminken für Kinder. Die Preise waren (wie Lutz schon anmerkte) ganz ordentlich (2,5€ für ein stückchen Kuchen). Zumindest im Vergleich zu anderen Laufveranstaltungen in meiner region.
Hier spürt man den kommerzielle Seiter der Organisation, wo bei vielen anderen Laufveranstaltungen der Organisierende Verein und das Engagement der Mitglieder (=privates Tortenbacken) in den Vordergrund rückt.
Auf der anderen Seite muss man honorieren, dass die Lokalität eine besondere ist, und sie für diesen Lauf bereitgestellt und wahrscheinlich mit viel Arbeit vorbereitet wurde. Der Lauf selber kostet nur 10 Euro – hier würde ich auch mehr bezahlen…

Die üblichen Laufangebote, Bambinilauf, Schülerläufe, 5 km und 10 KM-Lauf fanden alle nacheinander statt (wohl, weil man nur so den Rahmen, das Platzangebot der Hallen nicht sprengt). Dies führt dazu, dass es vor Ort tatsächlich seit 11 Uhr Programm gibt. Gut für einen Tagesausflug der ganzen Familie sozusagen, jeder kommt mal dran und keine muss drängeln.

Dieser Umstand führte auch dazu, dass es immer genügend Zeit gibt, sich und auf der Laufstrecke warmzulaufen. Denn es ist genügend Zeit zwischen den Läufen eingeplant. Man muss also nicht raus zum Warmmachen und auch nicht zwischen den Zuschauern oder den Blumen hin- und herzirkeln. Daumen oben.

Ich weiß, das hier ein paar schnelle Leute unterwegs sind. in den Letzen Jahren gab es Ergebnisse zwischen 32 und 34 min auf 10 Kilometern. Wahrscheinlich nutzen ein paar Lokalmatadore diesen Lauf um schon ganz früh im Jahr einen “raushauen” zu können.
also hab ich mich nicht allzu nahe an der Startlinie positioniert. Insgesamt sind es immerhin knapp 300 Läuferinnen und Läufer die hier miteinander anstehen.

Start
Der Start liegt ca. 100 m vom Ziel und der “Zuschauerkurve” entfernt, irgendwo in den Gewächshäusern. Den Moderatoren und das Menschengewühl war nicht mehr zu sehen und zu hören. Diese akustische Besonderheit lag weniger an der Entfernung, als mehr an den Gewächshauswänden.
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Nicht unter dem roten Banner sondern dahinten unter dem grünen starten wir…

Denn im Grunde ist dies eher eine Aneinanderreihung vieler Gewächshäuser, von geschätzt 30-50 m Breite, die durch große Tore miteinander verbunden sind. Das schluckt nicht nur ordentlich Geräusche, man kann hier auch unterschiedliche Klimatas… Klimas… Klimaten… Klimatii…unterschiedliche Temperaturen und Luftfeuchtigkeit für unterschiedliche Blumen bereitstellen… das werden wir noch deutlich zu spüren bekommen…

Wie bei dieser vorbereitenden Erläuterung zu vermuten ist: Wir hörten, dort wo wir am Start standen, nichts vom Herunterzählen auf den Start. Wir hörten nur (und zwar völlig unvermittelt) wie ein Schuss fiel und plötzlich rannte alle los und wir mittendrin.

Ach ja, es gab nur eine Bruttomessung.

Ich habe mal die Streckenführung aufgemalt, damit man eine Idee von dem Lauf hat.

Der Lauf – die 1. Runde 0-400m
Also liefen wir los. Ich fand es ein bisschen zu langsam, so dass ich rechts an ein paar leuten vorbeizog um mich passender zu positionieren. hier zeigt sich, was den gesamten Lauf über so blieb: es gibt genügend Platz. Die Läuferinnen werden vom Moderatoren angehalten möglichst links zu laufen, um rechts Platz zum Überholen zu lassen und das funktionierte gut. Es gibt nicht eine Situation, in der ich mich an Menschen vorbeidrängeln muss, um durchzukommen. Selbst hier beim Start nicht.

Wir laufen erst eine kleine 400m lange Runde und dann an der Menschenmenge/ Zuschauerkurve vorbei und unsere Frauen winkten mir fröhlich zu, ich winke zurück. Noch ist alles gut. Der Jubel und die Anfeuerungen tun gut.
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Die 2. Runde 400- 2800m
Dann geht es erst einmal eine lange Gerade durch mehrere Gewächshäuser. Diese haben alle ein anderes/eigenes Klima. Das ist gar nicht so schlimm, mehr interessant. Ich glaube, 3 Mal pro Runde gibt es Aufzuchtbereiche, die (gefühlt) um die 30 Grad und Regenwaldluftfeuchigtkeit bieten. Beim Einlaufen beschlug Lutz (ElMigratorias) Brille in einem dieser diesem Bereiche. (Das ist nicht schlimm, denn es geht dort bis zum nächsten Klima eh nur geradeaus… ) Die anderen Bereiche sind eher kühl oder kalt. Ach ja, in den Hitzebereichen riecht es wundervoll erdig.

Da diese Abschnitte aber nicht sehr lang sind (wie gesagt, wohl knapp 50 m) und interessanterweise danach meist ein besonders kühler Abschnitt kommt (das mag sich wegen des Wechsels auch nur so anfühlen) sind diese Wechselbäder sogar irgendwie unterhaltsam und tragen nicht wesentlich Anstrengung bei.

Dennoch, trotz dieser interessanten Umgebung tue ich mich von Anfang an schwer, eine ordentliche Pace zu bringen. Ich weiß, dies ist eine sehr schnelle Strecke, und ich könnte hier hart am Limit und gleichmäßig laufen aber es geht nicht. Es geht einfach nicht.

Ich laufe nach Puls, zumindest versuche ich das, denn das GPS gibt mir beklagenswerte Rückmeldungen zur Pace. Ich habe mir im Vorfeld meine Pulsverläufe der letzten 3 Wettkämpfe angeschaut. In diesen lief ich meist ca. ab dem 2. Kilometer im 90er Pulsbereich. Heute dümpelt mein Herz mit Schlägen um die 80-85% herum und will einfach nicht schneller schlagen. Ich mag aber auch nicht schneller laufen, denn irgendwie kommt es mir so vor, als wäre irgendein Teil meines Körpers am Limit (damit meine ich nicht unbedingt meine Kondition ).
Es ist für mich auch irgendwie ein irritierendes Gefühl, in einem Wettkampf nicht zu wissen, wie schnell ich gerade bin, vielleicht ist es diese Irritation, die mich so zurückhaltend sein lässt.
Unterwegs denke ich, dass mir vielleicht das Auf und Ab auf den Straßen fehlt, also die leichte An- und Entspannung, welche dieses mit sich bringt. Hier ist es so flach wie auf einer Tartanbahn.

So laufe ich weiter. Dennoch gefällt es mir hier zu laufen, denn obwohl es nicht so geht wie ich will, ist mir durchaus bewusst, dass ich eher im Energiesparmodus unterwegs bin. Nach 2,4 Kilometer geht es wieder an den Zuschauern vorbei. Ich lächelte Lutzens und meiner Frau zu und winke freundlich.

Die 3. Runde 2800 – 5200m


Ich laufe weiter meinen Turn und überhole ein paar andere Läufer/innen. Bei Kilometer 3 irgendwas trete ich in eine der sehr wenigen Pfützen auf dem Weg und glidderte weg (schleimig schleimig das Wasser), die nächsten 20-30 Meter musste ich sehr vorsichtig laufen, um nicht weg zu rutschen, denn der Schleim hat sich an meinem Schuh festgesaugt.

Die 4. Runde 5200m – 7600m


Wieder geht es an unsere Frauen vorbei und wieder lächle ich und winke. Wieder die erste lange Gerade entlang und zurück auf der zweiten langen Gerade usw.

Auch in der dritten Runde passierte nicht viel. Mein Puls steigt langsam an aber er ist immer noch im TDL-bereich. Was soll man machen. (Klar ich könnte schneller laufen )

Ich überrunde den ersten Mitläufer, ein älterer Herr von über 70 Jahren. Ganz schön taff. Langsam aber stetig.

Interessant wird es, als ich zum dritten Mal am Ziel vorbei laufe, denn ich höre, dass direkt hinter mir der Sieger des Laufs auf die Zielgerade einbiegt. „Yes! Vor dem ersten am Ziel vorbei!!“ (Ok, ich muss dann noch eine Runde…) Cool ist, dass das Publikum wie verrückt jubelt. Das gilt zwar nicht mir, es tut mir aber dennoch gut.

Die 5. Runde 7600 – 10000m
Nun endlich ziehe ich die Pace ein bisschen an. Ich fange an Leute zu überholen und ich nehme den Blick von meinem Puls und renne. Renne endlich so schnell wie ich sollte. Der Knoten ist geplatzt.
Mein Puls geht endlich ein bisschen in die Höhe. Aber erst als ich auf die letzten 1000m gehe werde ich wirklich schnell. Mein Atem geht nun zum ersten Mal stoßweise und ich renne an einigen Läufern vorbei – tja und schon bin ich im Ziel.

Im Ziel


Na, wenigstens ist mir nun hier im Ziel ordentlich schummrig – aber das geht schnell vorbei.
Ich sehe auf meine Uhr und bin ein bisschen enttäuscht. 44:xx Nagut, das entspricht wohl meinem Trainingsstand.
Plötzlich kniet ein Mensch vor mir und hantiert mit einer Kneifzange an meinen Schuhen rum. Er lässt die Zange zuschnappen und hält den Chip in seinen Händen… Achso, ja, den sollten wir zurückgeben. So funktioniert das…

Fazit
Vielleicht klingt das bis hier her nicht so, als habe mir der Lauf gefallen, dem ist nicht so, ich fand es gut.

Ich denke, ich konnte aus der Kombination “ich bin vorbelastet“ und “ich laufe in Wettkämpfen nicht nach Puls“ nicht so schnell wie möglich laufen.

Weil ich aber langsamer lief als es wohl möglich gewesen wäre und das (zumindest nach den Zahlen des Herzschlages) recht eindeutig, finde ich nun, nach einiger Zeit, das Ergebnis aber dennoch ganz gut und bin damit zufrieden.

Es ist schon ein Erlebnis in diesen Gewächshäusern zu laufen. Es ist extrem flach und die unterschiedlichen Klimas fand ich nicht schlimm, nur interessant. Und da man doch hie und da mal Abbiegen muss, ist es unterhaltsamer als man denkt.

Ich denke, die Chance besteht, dass ich im kommenden Jahr hier wieder laufen werden.

Glashauslauf – mein Ergebnis
10,00 km | 44:08 (offiziell 44:14) | 4:25/km | 85 % | 94 %
70. Platz
14. Platz M45

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