23. Teutolauf – von der gefühlten Bestzeit und heldenhaftem Ignorieren…

Schon wieder  der Teutolauf. Schon wieder soll es  das Highlite des Jahres werden.  In diesem Jahr bin ich mir aber –  im Vergleich zum letzten –  sehr unsicher, wie schnell ich ihn bestreiten kann, weil ich meine Leistungsfähigkeit nicht kenne:

Ich weiß, dass ich genügend lange Läufe hinter mir habe – die Chance ist also groß, dass ich durchkomme.
Aber, ich bin kaum wirklich schnell unterwegs gewesen und habe keinen einzigen echten Tempolauf absolviert, noch nicht einmal über 10 Kilometer, geschweige denn über 15 oder 20 km. Was, um zu erfahren wo ich stehe, nötig gewesen wäre.

Es wird also ein Vergleich mit meiner Leistungsfähigkeit vom letzten Jahr, bzw.  einen Vergleich von Tempogeballer versus langer Läufe geben. (Wobei das nicht ganz stimmt, denn im letzten Jahr musste ich ja kurz vor dem Teuto mein Training unterbrechen und konnte so das Training nicht wirklich bis zum Schluss durchziehen. Es wird also kein echter Vergleich. Aber, es bleibt ein Versuch, ob ich auch ohne echte Tempoeinheiten schnell (genug) sein kann.

Vor Ort

Wie in jedem Jahr bietet der Turnverein Hohne sehr viel und ist zudem noch extrem gut organisiert.

Wie jedem Jahr merkt man schon beim Versuch zu Parken, dass der TSV Hohne diese Veranstaltung nicht zum ersten mal veranstaltet: Sogar die Parkplätze sind gut ausgeschildert und es gibt so viele Einweiser, dass man keine Chance hat, dumm zu parken.

Als wir ankommen und aus dem Auto aussteigen, bewundere ich die Schuhe der Frau die neben unserem Auto steht (weil es die gleichen wie meine sind), und sie sagt, „Ja, die sind toll, aber der Chip war echt schwer da dran zu bekommen…
Chip?!
Oh verdammt. Ich habe meinen Chip vergessen!!!
Also lasse ich meine Frau vor Ort und fahre mit dem Auto zurück, um den Chip zu holen, 1/2h hin 1/2h zurück verdammte Zeitverschwendung! Vor allem, weil ich natürlich nicht auf die Idee gekommen bin, dass die vor Ort Chips zum verleihen haben…
Nochmal: Verdammte Zeitverschwendung! und: wie dumm von mir!

Als ich das zweite Mal ankomme, ist die Zeit schon fortgeschritten und ich kann nicht – so wie in den letzten Jahren – die Stimmung in aller Ruhe genießen. Aber es ist trotzdem OK und ich habe noch genügend Zeit, um ein paar nette Worte mit einem ebenfalls laufenden Freund (die 12,2km) seiner Frau und einer weiteren Freundin zu wechseln und, um die Beine kurz warmzulaufen – was sich sehr gut anfühlt.

Dann geht es zum Start.

Der Plan

Wie in jedem Jahr habe ich meiner Frau einen Zettel mit den möglichen Zielzeiten mitgegeben.

Mein Plan ist nicht sehr ausgefeilt, aber ich habe vor, in diesem Jahr nicht so loszuballern wie im vergangenen Jahr, sondern es gerade am Anfang ein bisschen ruhiger anzugehen. Statt mit 4:30 min/km (13,33 km/h) auf den ersten 4 Kilometern will ich 4:45 min/km (12,63 km/h) laufen, denn ich habe ich ja kein Tempo trainiert…
Die Berge rauf laufen, ja, dass hab ich trainiert, dass sollte also nicht mein Problem sein. Auch Strecken bin ich gelaufen. Weite Strecken, aber eben nicht schnell zu sein.
Also langsam am Anfang und hoffen, dass ich dadurch zum Schluss nicht allzu sehr platt sein werde, so dass ich das Feld gleichsam von hinten aufrollen kann.

Start

Ich stehe am Start. Plaudere noch ein bisschen mit den Umstehenden:

Eine Frau sagt, dass es in diesem Jahr viel mehr große Steine auf den (einigen) Wegen gäbe. „Die habe da neu geschottert und irgendwie liegen da jetzt so dicke Dinger rum!“ (Später werde ich finden, dass es nicht so schlimm ist.)  Ein etwas älterer Herr neben mir, sagt, dass er schon seit 20 Jahren hier mit läuft und es jedes Mal toll sei, dass es aber selten ein derart tolles Laufwetter gab. Das stimmt:  Wir haben angenehme 12 bis 13 Grad. die Sonne scheint und es wird unterwegs keinen Matsch geben.

Pünktlich um 13:50 Uhr fällt der Startschuss. Wir wünschen uns noch alles Gute und rennen los.

Ich stelle fest, dass ich mich passend einsortiert habe, denn die Leute um mich herum manchen keine Anstalten schneller oder wesentlich langsamer als ich zu laufen.

Ich will meine Geschwindigkeit wissen und schaue auf meine Uhr. Der Blick auf meine Uhr sagt mir…

Garnichts.

Zwar sehe ich, dass die Zahl meiner Durchschnittspace langsam besser wird (das ist so früh im Rennen normal), aber die aktuelle Paceanzeige schwankt so sehr, dass es überhaupt keinen Sinn macht, sie als Referenz für mein aktuelles Tempo zu nutzen. Dabei laufe ich gerade unter freiem Himmel mitten in den Feldern.  Da sollte es keine Störungen geben. Was für ein Sch***!
Ich meine, die Anzeige war ja sonst auch nicht so supergut und genau, aber das hier, das hier ist unter aller Kanone. Die Pace schwankt von 5:15min/km (11,43 km/h) auf 4:20min/km (13,85 km/h) und lässt kaum einen Wert dazwischen aus – so ungleichmäßig laufe ich beim besten Willen nicht! Grmpf!!

Aber, es fühlt sich wie 4:45 min/km (12,63 km/h) laufen an. Also renne ich einfach so weiter.
Kleiner Exkurs: Dave Scott sagte in einem Zeit-Interview, das ich neulich las, dass man wieder lernen solle, auf seinen Körper zu hören, als ständig auf die Uhr zu gucken. Weil man mit dieser ganzen Technik zu viele Möglichkeiten verspielen würde.
Wenn das mit der Uhr so bleibt, werde ich mich darin wohl üben müssen. Learning by running… Mir bleibt nichts anderes übrig.

Neben / vor mir, läuft übrigens ein ältere Herr. Der klingt wie eine Dampfmaschine. Aber neben der Geräuschentwicklung scheint er hervorragend klar zukommen und kennt auch offensichtlich die Strecke, denn als es zum Wald geht, meint er, dass man nun auf sich Acht geben müsse, und wird rapide langsamer. Ich bleibe noch ein bisschen bei meinem Tempo bevor ich es reduziere und verliere ihn aus den Augen und Ohren.

In den Wald

Es geht jetzt also bergan. Auch hier möchte ich es ein wenig vorsichtiger angehen lassen als im letzten Jahr. Denn im letzten Jahr habe ich hier auf diesen 2 Kilometern, die nach hinten in immer steiler werden, fürchterlich viele Körner gelassen. Im letzten Jahr bin ich hier die letzten hundert Meter mit einer HF von 92% gelaufen. Das ist nicht so gut.
Das soll heute anders werden. Ich renne und versuche also bewusst, es nicht allzu schnell angehen zu lassen.
Das klappt ganz gut und als ich oben ankomme, selbst nach dem letzten wirklich fiesen Anstieg, habe ich den Eindruck, das sei besser gelaufen als 2017. (Später werde ich feststellen, dass meine Pulskurve sich an diesem Berg nicht einen Deut von der im letzten Jahr unterscheidet. Nuja… )

Oben angekommen schnappe ich ein paar hundert Meter nach so viel Luft wie ich nur bekommen kann. Am 1. Verpflegungsstand nehme ich ein Wasser. Anschließend geht’s mir wieder gut und ich kann wieder ernsthaft Tempo aufnehmen.
Meine Uhr zeigt mir übrigens nun noch größeren Mist an. Puh! Ich bin mir sicher, dass das sonst nicht so extrem war, auch nicht im Wald. Die Durchschnittspace liegt bei 5:10min/km. Ich weiß zwar, dass ich im letzten Jahr schneller war (5:03min/km), aber ich habe ja einen Plan und zumindest der Teil mit dem langsam Laufen scheint zu funktionieren.😎

Auf dem Hermannsweg nach Bad Iburg (6 -12 km)

Über diese Strecke gibt es nicht viel zu berichten. Wir laufen oben auf dem Kamm auf dem Hermannsweg nach Bad Iburg. Der ist so eben, wie ein Kammweg eben eben ist – also irgendwie gar nicht.
Dafür gibt es hier aber keine krassen Anstiege, so dass es sich hier sehr angenehm laufen lässt. Die harten Trails kommen noch.

Das Einzige was mich ein bisschen stört, ist, dass sich an meinem Hacken meines rechten Fußes anscheinend eine Blase bildet. Ein bisschen früh für so einen Mist. Aber noch ziept es nur ein bisschen. Ansonsten ist noch alles gut.

So ab Kilometer 11 geht es das erste Mal so richtig bergab. Wir laufen gen Bad Iburg. Ich gebe ordentlich Gas. Das macht Spaß und, ich spüre bergab meine Blase nicht. Das ist ja auch was.

Unten in der Stadt, bzw. am Fuße des Berges, wird es die 2. Verpflegungsstation geben. Ich zupple schon einmal ein Gel hervor, denn ich nahm mir vor, das Gel an dieser Stelle zu schlucken, weil ich beim letzten Mal am nächste Berg so fürchterlich eingegangen bin. (Vielleicht habe ich doch mehr Plan als ich mir zugestehen will.) Ich drücke mir das Gel kurz vor der Station in den Mund. Nicht lecker! Schwarze Johannisbeere nennen die das. Naja.

Ich trinke ein Wasser und begebe mich wieder auf den Weg.

In und über den zweiten Berg (den Urberg) – 12-15 km

Leider gibt es noch dieselbe Streckenänderung wie im letzten Jahr, weil die Rückbauarbeiten der Landesgartenschau (über dessen Fläche die Strecke ursprünglich ging) noch nicht fertig sind, werden wir nicht über die sogenannte Himmelsleiter (eine lange steile Treppe) auf den Uhrberg gelangen, sondern erst an dessen Fuße entlanglaufen, um etwas weiter hinten „einzusteigen“.
Dadurch verpassen wir einen großen Teil des herrlichen Uhrbergkammwegs. Abgesehen davon, finde ich den neuen Einstieg in den Berg wesentlich länger und fieser.😟

Dennoch bin ich bisher noch ganz zufrieden. Das Laufen geht und bisher führt ein Systemcheck nichts Besorgniserregendes zutage.
Doch halt! Das stimmt nicht. Ich habe bei einem kleinen Anstieg eben feststellen müssen, dass meine Blase Bergauf so gar nicht mag… Grmpf!

Und dann kommt auch schon der nächste Anstieg. Zuerst geht es auf einer Straße auf langgezogenen Kurven ordentlich bergauf. Steil, aber noch nicht fies.
Weil ich weiß, was noch kommt, halte ich das Tempo klein. Anschließend, schon ordentlich schnaufend, laufe wir über eine Wiese (noch ein bisschen steiler), dann geht es in den Wald und nun ist es so steil, dass ich – wie schon im letzten Jahr – ins Gehen verfalle. – Obwohl ich weiterlaufen könnte, aber ich will es nicht bis zum Äußersten treiben, denn es ist gerade mal die Hälfte der Strecke rum und oben auf dem Urberg wird es so richtig harten Trail mit extrem vielen Wurzeln geben. Dort werde ich um viele Bäume herum zirkeln müssen und es geht ständig auf und ab. Nur kurz zwar und durchaus laufbar aber steil und oft. Die Freude daran will ich mir nicht verderben.
Und das gelingt mir auch. Die Blase am Fuß meldet sich seltsamerweise bis zu dem extremen Anstieg im Wald nicht, bzw. kaum. Es zwiebelt nur ein bissen am Hacken.

Dafür spüre ich die Blase dann doppelt deutlich.
Aber oben auf dem Berg ist sie schon wieder vergessen und ich bin tatsächlich (noch) so fit, dass ich diesen herrlichen Teil des Laufs in vollen Zügen genießen kann. Ich dribble über Wurzeln, zirkle um Bäume und laufe fröhlich hoch und runter. Toll!

Nach viel zu kurzer Zeit geht es runter vom Urberg, und rauf auf die Straße.

Schmuggelpättken – 15 – 17 km

Aber die Strecke auf der Straße ist nicht weit, und wir sind beim Schmuggelpättchen. Ein weiterer kleiner feiner Weg. Dieses Mal mit vielen Nadelbäumen, deren Nadeln auf dem Boden den Weg angenehm weich machen. Es ist, wie auf Matratzen zu laufen.

Allerdings ist es auch so anstrengend wie auf Matratzen laufen. Was auch an der bisher bewältigten Strecke liegen könnte – immerhin schreiben wir die Kilometer 15 bis 17.

Genau auf der Grenze zwischen Preußen und Hannover, also auf der Grenze von 1827 (da steht ein alter riesiger Grenzstein) geht es nach diesem zweiten Spaß wieder runter auf den Ernst des Lebens bzw. auf die Straße.

Der vorletzte Wald – 17-21 km

Nach zwei Kilometer Straße. Es geht schön rauf und runter – allerdings mehr runter als rauf (man soll ja dankbar sein) beschließe ich, meine Blase zu ignorieren:
Es brennt fies an dem Fuß. Fast unerträglich, denke ich. Ich halte einmal an, stütze mich auf einem Zaunpfosten ab, weil ich denke, dass ich vielleicht die Socke zurechtrücken kann – das bringt aber nichts. Dann befinde ich, dass schon andere Läufer mit schlimmeren Dingen erfolgreich in ein Ziel gelaufen sind. Z. B. lief Kipchoge 2015 den Berlinmarathon mit einer heraushängenden Schuhsohle (und gewann). Und beim Münstermarathon gestand der Sieger (ich glaube 2016) das er schon seit geraumer Zeit eine Blase unterm Fuß hat, was das Laufen „etwas beschwerlich“ machte und als er den Schuh auszog, war die Socke mit Blut getränkt.
Ich beschließe also meine Blase als Kleinigkeit herabzustufen und  heldenhaft zu ignorieren, außerdem stelle ich fest, dass, wenn ich bergauf auf dem Vorfuß hoch renne, der Schmerz ein bisschen kleiner ist. Bergab geht das Laufen immer noch problemlos, weil der Fuß – zwar nur einen Hauch, aber eben genug – nach vorn in den Schuh rutscht.

Schließlich laufen wir endlich in den nächsten Wald hinein. Hier geht es, nun ja, medium bergauf. In diesem Wald fing ich im letzten Jahr so richtig heftig an zu schwächeln. Zudem kam er (besagter Wald) mir fürchterlich lang vor.
Heute geht das Laufen gut, ich schalte dennoch einen Gang runter und achte auf meinen Lauf und auf das Gefühl. „Leicht“ will es zwar nicht mehr werden, aber das Laufen geht, es geht gut.

Ich würde mich nun gern an meiner Pace orientieren, aber die Pace auf meiner Uhr schwankt weiterhin als habe sie sich einen ordentlichen Humpen reingekippt. Die Uhr sagt mir immer noch Paces an, die einem 100m Intervalltraining mit eigenartigen Vorgaben entsprächen… Mein Schnitt liegt bei 5:16 min/km (11,39km/h)(im letzten Jahr bei 5:07min/km(11,73 km/h) an dieser Stelle).
5:16min/km (11,39km/h)(auf den gesamten Lauf) wäre noch eine Bestzeit, wenn 1. die Uhr wieder nur die 28,2 km statt 29 km zählt und (vor allem) wenn es jetzt nicht die nächsten 3,3 Kilometer gnadenlos bergauf ginge… Puh! 😏

Aber was soll’s, es geht besser als im letzten Jahr und immerhin habe ich mich mit der Blase arrangiert, ich bin noch nicht eingegangen und das Laufen gestaltet sich leichter als ich befürchtete. Nur von der Bestzeit kann ich mich eben verabschieden – die ist aber auch nur zweitrangig…
…wenn ich so drüber nachdenke, wie ich so über eine Bestzeit nachdenke, fällt mir auf, dass die vielleicht gar nicht sooo sehr zweitrangig ist…

Wir befinden uns mittlerweile bei Kilometer 20,5. Es geht noch ein bissen einen ausgefahrenen Feldweg hoch – dort quäle ich mich schon ein bisschen und anschließend ein wunderbares Stück über eine Wiese bergab.

Danach kommen wir beim berüchtigten 21km Verpflegungsstand an, auf dem es neben den üblichen Dingen auch Bier und Dominosteine gibt.
Naja, vielleicht ein andern Mal, ich nehme nur ein Wasser und laufe weiter.
Ich denke kurz drüber nach, ob ich mir ein weiteres Gel reindrücke, aber leider hab ich das Gefühl, dass mir das erste etwas quer im Magen liegt, das ging zwar noch ganz gut, aber eins oben drauf… Ich weiß nicht. Also lieber keine Experimente.

Wildschweintrail – 21-22 km

Nach dieser kleinen Erholung geht es noch ein bisschen auf Straßen bergab, anschließend durch ein Wäldchen an Weiden mit Pferden vorbei, für die ich aber ehrlicherweise keine Begeisterung mehr aufbringen kann. Dann laufen wir wieder hin zur Erhebung die sich „Teutoburger Wald“ nennt. Hin zum „Wildschweintrail“ hoch auf den Kamm. Dieser Weg hat immerhin bis zu 18 % Steigung, was zu diesem Zeitpunkt wirklich viel für mich ist.

Die ersten hundert Meter laufe ich noch, aber ich spüre, dass das nicht gut ist und verfalle früh ins Gehen und ich denke, das ist eine gute Entscheidung. Körner sparen ist angesagt. Ekelig wird es noch früh genug.

So gehe ich immerhin sehr schnell, gehe aber nicht ein. Ich kann sogar ein paar Leute überholen.

Wieder auf der Höhe – 22-24 km

Oben angekommen geht es mir nur wenige hundert Meter so richtig fies (wer sagt, dass gehen leicht sein muss) kann aber in eine angemessenen Trab verfallen.

Meine Uhr… ach lassen wir das!
Ne vielleicht doch: Sie zeigt mir nämlich eine 5:24 min/km als Schnitt an. Das ist so weit weg von einer PB, dass ich mir nunmehr vornehme, einfach nur ins Ziel zu kommen, übergroße Anstrengungen sind also nicht mehr nötig.

So laufe ich gemessenen Schrittes über den Kamm. Das ist mittlerweile schwer genug. Auch die Blase, die mich erstaunlicherweise am Wildschweintrail in Ruhe gelassen hatte, meldet sich mit Macht zurück. Naja, hier geht es auch noch ein bisschen bergan. Gleich sollte es besser werden.

Wir laufen vorbei an einer Trommelcombo (links) vorbei und rechts steht ein Schild mit den aktuellen Ständen der gerade laufenden Fußballspiele.
Nett, das bringt mir ein Lächeln auf die Lippen. (Auch wenn die Stände nicht wirklich interessieren.)

Der Lauf bzw. die Anstrengung normalisiert sich und ich schaffe es, meine Pace so zu sortieren, dass ich meine, noch erhobenen Hauptes ins Ziel zu gelangen. Wir laufen endlich in Richtung Hohne. Es sind nur noch wenige Kilometer wir befinden uns nun bei Kilometer 23,5.
Der letzte Verpflegungsstand kommt – ich gönne zur Feier des Tages eine Cola, die hilft aber auch nicht wirklich – und begebe mich auf den letzten Teil des heurigen Teutolaufs.
Endlich!
Ja, nun darf es wirklich gern zu Ende gehen. Das Laufen macht keinen richtigen Spaß mehr.

Runter vom Berg – 24-26 km

Erst einmal geht es nur sanft bergab. Lange zieht der Hermannsweg nun in Kurven abwärts. Das tut gut. Bei ungefähr Kilometer 25 laufen wir links in den Hohlweg, der in steilen Schwüngen runter auf die Straßen führt.
Ich renne so schnell ich kann. „Leicht“ ist nun selbst das nicht mehr, aber es geht.

Nebenbei: Dies ist tatsächlich der einzige Weg, auf dem noch ein Baum vom letzten Sturm quer liegt. Wir müssen über die steile „Wand“ des Wegs hoch, um die Wurzelplatte des liegenden Baums herum wieder die steile Wand des Hohlwegs runter.
OiOiOi! Das ist nicht einfach… aber ich schaffe es.
Dass es der einzige quer liegende Baum ist, lässt mich innerlich den Hut ziehen, denn bis vor wenigen Tagen lagen oben auf dem Hermannsweg noch einige Bäume kreuz und quer und mussten weiträumig umrundet werden, wenn man dort lief. Die waren alle weg.

Aber zurück zum heutigen Lauf.

Unten auf der Straße (immer noch bergab) ist das Laufen ein bisschen leuchter. Zumindest wenn ich es rollen lasse.

Zum Ziel – 26-29 km

Wir biegen rechts auf den geteerten Feldweg, den wir hin auch schon rannten. Ich versuche das Tempo so hoch zuhalten, dass ich meine, ohne allzu große Quälerei ins Ziel zu kommen. Meine Uhr zeigt mir einen Schnitt von 5:22min/km an.
Tja.
Ich winke der Bestzeit noch einmal hinterher. Denke, dass der Plan „langsam starten und später hart durchstarten“ nicht so wirklich gut funktioniert hat.
Naja, wenigstens leide ich heute nicht so wie im letzten Jahr. Ich leide nur medium und nicht maximum. Man muss sich auch an den kleinen Dingen des Lebens freuen.

Nach einer Zeit, biegen wir rechts ab und laufen ein paar hundert Meter hoch in Richtung des Teutoburger Waldes und in einer Verlängerung unseres Feldweges steht ein Brautpaar und lässt sich fotografieren. Das ist irgendwie ein wenig surreal: Wir ziehen an dem Paar hechelnd und mit uns ringend vorbei, während die beiden gerade die Hoch-Zeit ihres Lebens feiern.  Schön sieht das aus und interessant. Wie ein Kunstwerk, das das Leben malt.
Puh, ich bin wohl ein wenig unterversorgt im Hirn…

Es geht auf den letzten Kilometer.

Ich renne. Es rennt sich so lala. Es rennt sich so lala, weil ich beim besten Willen nicht alles gebe, dafür ich bin guter Dinge, dass ich so gut ins Ziel komme. Diesen letzten Kilometer schaffe ich noch ohne größere Quälerei.

Dann sind es irgendwann nur noch 500m. Wir biegen ab – ab jetzt geht es nur noch bergab – ein Feldweg (100m), der geht in einen Weg über (200m), dann einmal rechts, durch einen kleinen Fußweg (100m), und einmal links und nun sind es noch hundert Meter bis zum Ziel.

Ich renne. Ich sehe meine Frau (sie zückt Ihren Fotoapparat). Ich lächle (im Rahmen meiner Möglichkeiten) und steure auf das Ziel zu.

Was ich dann sehe, raubt mir fast den Atem:
Auf der Zielzeituhr steht 2:29:35 WTF!?!?!?
Und ich renne durchs Ziel…

Ich bin der Typ mit dem Turban auf dem Kopf. Nicht die Frau mit den Stöcken…

Im Ziel

Ich schaue auf meine Uhr (die ich wie von selbst abgedrückt habe). Da steht: 2:29:22. Das sind 5 Sekunden langsamer als im letzten Jahr. So schnell war ich? Wie kann das sein?

Die Laufdaten:
29,00 km | 2:29:22 | 5:09/km (11,65 km/h)| ØHF 87 % | HFmax 95 % | 603 HM | 15 °C

Fazit

Als ich mir die gemessenen Kilometer anschaue, erkenne ich den Grund für die Angaben auf meiner Uhr: Sie
meint, ich sei lediglich 27,92 Kilometer gelaufen. Tja, und wenn sie die ganze Zeit über davon ausging, dass die Strecke viel kürzer sei als im letzten Jahr, stimmt der Schnitt auch nicht. Mann! So langsam bin ich mir sicher, dass die Uhr bald weg kommt.

Wenn ich mir nun meinen Lauf anschaue, und mir im Nachhinein die Daten mit den aus dem letzten Jahr vergleiche, muss ich feststellen, dass mein Plan eigentlich doch ziemlich gut funktionierte:
Zwar war ich über lange Strecken viel langsamer als im letzten Jahr unterwegs, ich bin heute jedoch auf den letzten Kilometern nicht eingebrochen. Das war nämlich mein Schicksal im letzten Jahr. Gleichmäßig schnell laufen ist wie Sprinten, wenn der Vergleich ein Einbruch ist.

Die 5 Sekunden wären locker drin gewesen, denn auf den letzten 2 Kilometern bin ich ja nun nicht auf letzter Rille gelaufen und das wäre genau der Raum gewesen, um 5 Sekunden aufzuholen.

Nichtdestotrotz, bin ich sehr zufrieden mit dem Lauf, denn ich konnte große Teile genießen und ich bin nicht eingegangen.

So ist es wenigstens eine gefühlte Bestzeit. Achja und ich habe die Erkenntnis, dass man, wenn man sich dazu entschließt, mehr Schmerzen aushalten kann, als man denkt…

Ein Loch in meiner Socke war das Problem…

 

Nächstes Jahr wieder! 😃 Nur ohne Loch in der Socke…

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