Vorwort
Dirk: „ich hab ein Kratzen im Hals“
L: „rednich du läufst“
Dirk: „meine rechte Wade ist platt, schau, ich humple wie verrückt…“
L: (zieht die Augenbrauen hoch…)
Dirk: „Ok, verstanden…“
L: (ungläubiges Nicken…)
Dirk: „ja, klar, ich werde laufen. Auch wenn das mein ungeborenes Kind… warum schaust du jetzt so? Ja, wirklich, ich glaub ich bin schwanger! Ich habe da so ein Ziehen im Unterleib…“
L: (zeichnet einen imaginären Strich in der Luft.) „das war nun Ausreden Nummer 9 – und ehrlich: sie werden nicht besser…“
Dirk: „Du meinst ich sollte Laufen?“
L: (Nicken)
Dirk „…“
L: (zieht den Strich Nummer Zehn quer durch die letzten vier)
Am nächsten Morgen 5:15 Uhr
Eine freundliche Melodie meldet sich und meint, sie allein würde reichen, um ein Aufstehen zu dieser Zeit zu rechtfertigen. Da war doch was. Ach ja. heut ist Marathon.
Ich bin normalerweise kein „Snooze-Knopf-Benutzer“ aber an diesem heutigen Tage, der so schwer anfängt, wird er X Mal gedrückt, bis es dann so spät ist, dass ich mich eilen muss, um noch rechtzeitig zum Frühstück zu kommen.
Immerhin haben die Bediensteten des Hotels extra für mich (und, wie sich herausstellen soll, für ein paar weitere Läufer) ein Frühstück in dieser Herrgottsfrüh bereitet. Es wäre schon sehr unhöflich, das zu verschlafen.
Meine Frau und ich gehen zum Frühstücksraum. Dort sitzen schon L. und seine Frau. Beide sehen furchtbar müde aus – ich weiß die Ehre zu schätzen, denn Sie haben sich wegen mir bereit erklärt, so früh zu „speisen“ – das ist nicht ihre Art (ich meine das frühe Frühstücken – das „Nettsein“ hingegen, ist schon ihre Art.)
Es gibt Kaffee. Wichtig. Gut. Ohne Kaffee kann ich nicht. Nichts.
Dann versuche ich bemüht locker zum Frühstücksbuffet zu taumeln. Ich unterdrücke ein gähnen. Verdammt ist das früh.
Ich greife mir ein Brötchen, etwas Butter und ein bisschen Honig. Versuche zu lächeln. Aber es lässt sich nicht überspielen:
Ich find Honig am Morgen doof.
Ich mag auch keine Marmelade am Morgen.
Nun gut. Irgendwoher muss die Energie ja kommen.
Die Leute (also die Menschen, die meinen, etwas vom Laufen zu verstehen) sagen, es sei wichtig, sich mit einem leichten Frühstück mit Monosaccharide zu stärken. Ich hätte mir also genauso gut ein paar Löffel Zucker auf das Brötchen streuen können. Das täte weder dem Geschmack, noch der Wirkung einen Abbruch. *Grummel*
Noch ein bisschen Kaffee. Wenigstens der bleibt mir nicht verwehrt.
Das Honigbrötchen schmeckt dann wider Erwarten erstaunlich gut, aber ein zweites musste dennoch nicht sein – ich habe mir auf der gestrigen Messe genügend Dextrogele für unterwegs gekauft und die fettige Pizza gestern wird Ihre Energie bestimmt auch nur ganz langsam entfalten, so dass ich genügend Energie für den Marathon haben werde und auch wenn das nicht unbedingt richtig ist, die Pizza tat mir gut – das ist auch was wert. Ich bin also gut vorbereitet.
Heute gibt es keine Ausreden mehr. Ich werde laufen.
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